Forum Didacticum
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Wintersemester 09/10


Vorlesungen

  • Vergils Aeneis und ihre Rezeption: Neuere Forschung und didaktische Perspektiven

2-stündig, Do 14:00 - 15:30 (Geschw.-Scholl-Pl. 1 (A), A 016)

Beginn: 22.10.2009, Ende: 11.02.2010

Sein Grabepigramm, das in der Vergilbiographie des Sueton/Donat überliefert ist, besiegelt der Ich-Sprecher mit der Dreizahl seiner Dichtungen mit Ewigkeitsanspruch: cecini pascua, rura, duces (Ich besang Viehweiden, Landbau und Macht). Die Vorlesung greift aus dieser Werktrias nur das als krönender Schlusspunkt erwähnte maius opus der Aeneis heraus, deren Wirkungsgeschichte ihren Verfasser zum „Vater des Abendlandes“ adelte. Schon Zeitgenossen Vergils würdigten in höchsten Tönen (wenngleich nicht ohne ironische Untertöne) das Aeneadenepos als Glanzstück des neuen, von Augustus stabilisierten und vergoldeten Roms: „Irgendwas Größeres kommt, sticht selbst die Ilias aus“ (nescio quid maius nascitur Iliade), raunt der Eposverweigerer Properz (Prop. 2,34,66); selbst Ovid lässt seine persona des Liebeslehrers die folgenden Worte über „den Flüchtling Aeneas“ (profugum Aenean) finden: „Kein Werk in Latium strahlt noch heller als dies“ (Ov. Ars 3, 338 quo nullum Latio clarius extat opus).

Analysen von Gehalt und Struktur des vielgerühmten Gesamtepos wie seiner Elemente (Bücher und Buchgruppen) vermitteln einen Überblick über die Komposition von Bauteilen, Sequenzen oder Werkarrangements. Die Interpretation von Schlüsselstellen soll den philologischen Blick für die künstlerische Leistung und die poetische Botschaft Vergils schärfen. Dabei kommen Form- und Gattungsfragen ebenso zur Sprache wie die Figurengestaltung (Stichworte: Genre-, Helden- und Feindbilder) und die politische wie ästhetische Dimension (Sprache, Metrik, Rhetorik, Poetologie und Ideologie, Didaxe, Ekphrasis, Gleichnisse). Die intertextuelle Perspektive soll eine präzise Standortbestimmung der Vergilischen Epik zwischen den privilegierten Homerischen Architexten, den hellenistischen Zwischenstufen und den zahllosen lateinischen Epigonen ermöglichen.

Dokumente für die überreiche Rezeption von Vergils Aeneis seit der augusteischen Epoche bis in die Moderne runden das Vorlesungsprogramm ab. Schwerpunkte setze ich bei den Pseudo-Vergiliana des ersten nachchristlichen Jahrhunderts (bes. Culex) sowie bei der Vergilrezeption in spätklassischer (Ovid, Metamorphosen) und flavischer Epik (Silius Italicus und Valerius Flaccus).

Im didaktischen Teil soll neuen Impulsen für eine erfolgreichere Vergillektüre in autoren-, werk- und themenzentrierten oder rezeptionsorientierten Ansätzen im Rahmen der Unterrichtseinheit „Nunc aurea Roma est... – Politische Perspektiven: Augustus und seine Zeit“ ein stetes Augenmerk gelten. Wege zu Modellen einer „Parallellektüre“ können etwa neuere Zeugnisse der literarischen Rezeption von Vergils Leben und Werk weisen.

Empfohlene kritische Textausgabe:

  • P. Vergilii Maronis Opera, ed. R.A.B. Mynors, Oxford 1969 (öfter nachgedruckt) (OCT).

Literatur:

  • Friedrich Klingner, Virgil, Stuttgart 1967.
  • Werner Suerbaum, Vergils Aeneis. Epos zwischen Geschichte und Gegenwart, Stuttgart 1999.
  • Niklas Holzberg (Hg.), Die Appendix Vergiliana. Pseudepigraphen im literarischen Kontext, Tübingen 2005.
  • Niklas Holzberg, Vergil. Der Dichter und sein Werk, München 2006.
  • Theodore Ziolkowski, Virgil and the moderns, Princeton 1993.

Seminare

  • Fachdidaktisches Seminar Latein A: Literarisches und unterrichtliches Übersetzen aus dem Lateinischen in Theorie und Praxis

2-stündig, Do 16:30 - 18:00 NEU: Ab 3.12.2009 in Raum E 216 (Hauptgebäude)

Beginn: 22.10.2009, Ende: 11.02.2010

„Die gute Übersetzung: Was zeichnet sie aus, und gehört sie zum Pensum des altsprachlichen Unterrichts?“ – So fragte Manfred Fuhrmann in einem Aufsatz von 1992, der auch den Ausgangspunkt für die im Seminar geplanten Überlegungen zu Theorie, Praxis und Didaktik des Übersetzens aus dem Lateinischen bilden wird. Denn obwohl „die Übersetzung“ als aktives und bewertetes Tun im Leben des Philologen, Lehrers und Schülers ebenso allgegenwärtig ist wie als Objekt der Rezeption und Reflexion, wenn wir nämlich publizierte Verdeutschungen unterschiedlicher Epochen kritisch nutzen und auf ihre Prinzipien befragen, stagniert die klassisch-philologische Übersetzungstheorie. Ziel des Seminars soll es sein, die einflussreichsten Thesen aus diesem Bereich – sie stammen von Wolfgang Schadewaldt und Manfred Fuhrmann – mit neueren Ansätzen aus der allgemeinen Übersetzungswissenschaft und der altsprachlichen Übersetzungsdidaktik in einen Dialog treten zu lassen. Letztere hat nicht nur die in Schule und Universität gängigen Übersetzungsmethoden problematisiert, sondern auch Kriterien für die Übersetzungsanalyse entwickelt, die tragfähiger sind als die allzu vagen Gegensätze „Treue/Wörtlichkeit“ und „Freiheit“.

Nach gemeinsamen terminologischen und methodischen Vorüberlegungen sollen im Seminar in textnahen Thesenreferaten und Plenumsdiskussionen verbreitete deutsche Übersetzungen der zentralen Autoren unterschiedlicher Epochen und Gattungen der lateinischen Literatur wie Plautus, Terenz, Caesar, Cicero, Catull, Sallust, Vergil, Horaz, Ovid, Livius, Seneca, Martial, Tacitus und Augustinus nach klassisch-philologischen wie modernen übersetzungstheoretischen Kriterien untersucht und kategorisiert werden. In kreativen Experimenten können die Teilnehmer zudem unterschiedliche Maximen des „Wagnisses der Übersetzung“ ausloten und in die Praxis umsetzen.

  • Fachdidaktisches Seminar Latein B: Ovid im Lektüreunterricht des G8

2-stündig, Di 18:00 - 19:30 (Geschw.-Scholl-Pl. 1 (D), D Z005)

Beginn: 20.10.2009, Ende: 09.02.2010

vivam, parsque mei multa superstes erit (... werde ich leben, von mir bleibt noch ein Großteil intakt). Mit dieser stolzen Prophezeiung ewigen Nachruhms beschloss Publius Ovidius Naso bereits das erste Buch seines Erstlings, der Amores (am. 1,15,42). Und seine Wirkungsgeschichte sollte dem Sprecher dieser Zeile Recht geben. Die in der Tat unbestreitbare Aktualität des zweifellos modernsten und elegantesten römischen Dichters hat offensichtlich auch die Lehrplangestalter beeindruckt. Im Lektürelehrgang des achtjährigen Gymnasiums ist Ovid neben Cicero der mit Abstand meistgenannte Autor: Schon in der neunten Jahrgangsstufe steht in der Sequenz „Liebe, Laster, Leidenschaft“ die Ars amatoria auf dem Programm; in der zehnten Klasse lernen die Jugendlichen mit Ovids Metamorphosen unter dem Motto „Mythos – Verwandlung und Spiel“ das genialste Who is who? der antiken Mythologie kennen. Überdies sind die Hilferufe des von Augustus nach Tomi verbannten Dichters in den Tristia und Epistulae ex Ponto als Ergänzungstexte für das Themengebiet „Nunc aurea Roma est... – Politische Perspektiven: Augustus und seine Zeit“ in der 12. Jahrgangsstufe vorgesehen. Ovids Texte werden somit zu einer fortlaufenden Herausforderung für den lateinischen Lektüreunterricht.

Im Seminar werden wir daher neue Wege und Formen erproben, den bei aller Attraktivität von Ovids Hauptthemen Mythos und Eros für Schüler(innen) semantisch, syntaktisch und metrisch nicht immer leicht verdaulichen Lektüregegenstand didaktisch zu erschließen.

Am Anfang des Semesters erhalten die Seminarteilnehmer(innen) durch gemeinsame Sach- und Didaktikanalyse ausgewählter Originaltexte (u.U. mit passenden Rezeptionsdokumenten) das methodische Rüstzeug für ihre eigenständigen Forschungen. Dann sollen sie in thesenhaften Referaten ihre aus dem Corpus gewonnenen lernzielorientierten Textinterpretationen im Plenum zur Diskussion stellen und schriftlich ausarbeiten.

Lektüreempfehlungen zur Einstimmung:

  • Ovid, Metamorphosen. Bearbeitet von Rudolf Henneböhl, Bad Driburg 2006 (LATEIN KREATIV).
  • Friedmann Harzer, Ovid, Stuttgart/Weimar 2002.
  • Niklas Holzberg, Ovid. Dichter und Werk, München 32005.

Übungen

  • Fachdidaktische Übung: Einführung in die Fachdidaktik des Lateinischen

2-stündig, Fr 12:00 - 13:30 (Geschw.-Scholl-Pl. 1 (A), A 016)

Beginn: 23.10.2009, Ende: 12.02.2010

Der Nachweis des erfolgreichen Besuchs dieser Einführung ist Voraussetzung für die spätere Teilnahme an Fachdidaktischen Seminaren Latein.

Diese Grundlagenveranstaltung richtet sich vorzugsweise an Lehramtsstudierende ab dem dritten Studiensemester. Im Kurs erarbeiten sich die Teilnehmenden einen einleitenden Überblick über die wichtigsten Themenbereiche und Methoden der Fachdidaktik des Lateinischen. Neben der Geschichte der studia humanitatis, den didaktischen Grundlagen und der gegenwärtigen Situation des Lateinunterrichts werden wir die folgenden Themen behandeln: Curricula und Lehrpläne im Wandel der Zeit (speziell: System, Struktur und Gehalt der neuen Fachlehrpläne Latein im achtjährigen bayerischen Gymnasium); Bildungswertkataloge, Fachapologie, Kompetenzprofile und Motivation; Entwicklung, Funktion und Perspektiven der Schulgrammatik; psycholinguistische, statistische und didaktische Grundlagen der Wortschatzarbeit; Konzepte, Methoden, Medien und Perspektiven des ganzheitlichen Lateinunterrichts in der Spracherwerbsphase (Schwerpunkt: Lehrbuchkonzepte und Lehrgangstypen); Konzepte, Methoden, Medien und Perspektiven des Lektüreunterrichts (speziell: Kanonentwicklung und -begründung; Literaturdidaktik; Lektüreformen; Methoden des Übersetzens und Interpretierens). Zur Vertiefung können Themen wie Kulturkunde, innovative Methoden, Gegenwart der Antike, alte Sprachen und neue Medien aufgegriffen werden. Stets wollen wir der „Scharnierfunktion“ der Fachdidaktik zwischen klassisch-philologischer Wissenschaft, Unterrichtsforschung und Schulpraxis Rechnung tragen.

Begleitmaterialien zur Lehrveranstaltung stehen unter der Rubrik „Veranstaltungen“ des Forum Didacticum im Internet zur Verfügung.

Die Bescheinigung der erfolgreichen Teilnahme am Einführungskurs „Fachdidaktik“ setzt regelmäßige aktive Mitarbeit, die Übernahme eines Kurzreferates, die Bearbeitung von Hausaufgaben, das Bestehen einer Klausur am Ende des Semesters sowie den – möglichst parallelen – Besuch einer fachdidaktischen Vorlesung voraus.

Für Lehramtsstudierende des Faches Griechisch wird zusätzlich eine einstündige Übung zur „Einführung in die Fachdidaktik des Griechischen“ angeboten.

  • Fachdidaktische Übung: Einführung in die Fachdidaktik des Griechischen

1-stündig, Mi 13.00-14.00 (Pr.-Huber-Pl. 2, Vestibuel, 050)

Beginn: 21.10.2009, Ende: 10.02.2010

Der Nachweis des erfolgreichen Besuchs dieser Einführung ist Voraussetzung für die spätere Teilnahme an Fachdidaktischen Seminaren Griechisch.

In Ergänzung zum Einführungskurs Fachdidaktik Latein werden wir in dieser Lehrveranstaltung die spezifischen Grundfragen des Griechischunterrichts in historischer wie systematischer Hinsicht behandeln. Dazu gehören Themen wie Fachleistungskonzept, Fachprofil und Motivation für die Wahl einer „zweiten alten Sprache“ und ihre Weiterbelegung in der Oberstufe, Konzepte, Methoden, Medien (insbesondere Lehrbücher und Lektüreausgaben) und Perspektiven des Spracherwerbs- und Lektüreunterrichts; Phasenvernetzung, ein- und zweiphasige Modelle; Kulturkunde; Wissenschaftspropädeutik im Griechischunterricht; Präsenz der griechischen Antike in der Gegenwartskultur; Formen der unterrichtlichen Darbietung und Kommunikation, Unterrichtsplanung, „Neugriechisch im Altgriechischunterricht“, fächerverbindendes Lernen und Einbindung affektiver Lernziele sowie neuer methodischer Ansätze.

Die Bescheinigung der erfolgreichen Teilnahme am Einführungskurs „Fachdidaktik Griechisch“ setzt regelmäßige aktive Mitarbeit, die Übernahme eines Kurzreferates, die Bearbeitung von Hausaufgaben und das Bestehen einer Klausur am Ende des Semesters voraus.