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Rezension "Tesserae"

Jan König, Besprechung von: Stanislaus, Nicole: Tesserae. Übersetzen mit System. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2010. 64 Seiten.

Mit ihrem 2010 erschienenen Übungsheft (DinA4-Format, schwarz-weiß) möchte Nicole Stanislaus LateinschülerInnen „Spaß machen und viel Schwung geben“ (4) und verspricht dafür Übungen, die „etwas »anders« sind als in üblichen Lateinbüchern“ (4). Hier stellt sich gleich das erste Problem, da sie dabei überhaupt keine Angaben macht, an wen genau – Alter, Lernfortschritt, etc. – sich ihr Heft wendet. Auch der kurze Hinweis im Vorwort, jeder Schüler könne Aufgaben je nach Problemanalyse der Lehrkraft auswählen, kann diese Aussparung nicht kompensieren.

Das Heft setzt sich aus vier Kapiteln zusammen: Verbformen (5-37), Grammatik/Syntax (38-50), Übersetzungstexte (52-55), Lösungen (56-64). Laut Vorwort sind die ersten beiden Kapitel als auf einander aufbauende Vorbereitungsschritte für die eigentlichen Übersetzungstexte gedacht.

Kapitel I „Verbformen“ ist durchweg nach demselben Schema aufgebaut. Auf die tabellarische Übersicht einer Zeitstufe folgt stets die Erarbeitung der Formen in folgenden Schritten: Aktiv-Passiv, Indikativ-Konjunktiv, „querbeet“. Jeweils Aktiv und „querbeet“ werden in Form von Kreuzworträtseln abgeprüft. Dieses immer gleiche Vorgehen mag als Hilfe gedacht sein, um Sicherheit zu bieten – erfüllt aber gewiss nicht das Versprechen von „Spaß“ und „Schwung“.

Das zweite Kapitel „Grammatik/Syntax“ versucht, meist induktiv an wichtige grammatische Phänomene des Lateinischen hinzuführen und diese einzuüben. Allerdings funktionieren die spärlichen Erklärungen wohl nur, wenn die Lernenden noch recht genaues Wissen zu den jeweiligen Themen mitbringen; ohne Anleitung dürften es die Lernenden sonst schwer haben. Außerdem sind zwar wichtige Grammatik-/Syntaxkapitel abgedeckt, doch fehlen andere, die für das Übersetzen wesentlich sind, so u.a. Zeitverhältnisse zwischen Haupt- und Nebensätzen. Positiv ist, dass man hier eine größere Übungsvielfalt und die Themen eingebettet in kurze Geschichten vorfindet.

Das dritte Kapitel bilden lediglich vier kurze Übersetzungstexte. Diese behandeln in gewöhnungsbedürftiger Variation die römischen Thermen, Odysseus/Circe, „Minotaurus in der Talkshow“ und das „Tagebuch von Hannibals Lieblingselefanten“. Sinnvoll erscheinen die kurzen Entlastungsübungen vor den Texten, die die Aufmerksamkeit auf spezielle grammatische Phänomene richten. Allerdings findet man auch in diesem Kapitel keine wirkliche Hilfe zum „Übersetzen mit System“, das im Untertitel des Heftes angekündigt wird.

Insgesamt fällt das Urteil zu „Tesserae“ eher verhalten aus. Zwar können viele der Übungen helfen, grundlegende Themen lateinischer Grammatik zu wiederholen – allerdings nur unter Anleitung. Außerdem wird das eingangs gegebene Versprechen von neuen und schwungvollen Übungen nicht eingehalten. Das schwarz-weiß gedruckte Heft ohne jegliche Bildimpulse scheint also nicht für junge Lernende geeignet, die eigenständig ein funktionierendes Übersetzungssystem erarbeiten wollen bzw. sollen.