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Referat Hauber

A. Vorbemerkung

Cursus I“ ist ein sehr gelungener Titel für ein Lehrwerk im Lateinunterricht. Vielleicht ist damit „der Lauf der Zeit“ oder auch „der Lauf der lateinischen Sprache“ gemeint; sicherlich gibt es viele individuelle Auslegungsmöglichkeiten. Im folgenden werde ich den strukturellen Aufbau des Lehrbuchs herausarbeiten und im Anschluss die Perfektbildung mit dem Lehrbuch „Auspicia I“ vergleichen.

B. Konzeption von „Cursus I“

I. Allgemeines

„Cursus“ wurde von Friedrich Maier und Stephan Brenner herausgegeben und ist von den Verlagen Oldenbourg, C.C. Buchner und Lindauer erhältlich. „Cursus“ ist ein dreibändiges Unterrichtswerk, dessen Einzelbände jeweils auf ein Jahr ausgelegt sind. Zusätzlich zum Schulbuch, welches Texte, Übungen und den Lernwortschatz enthält, gibt es eine lektionsbezogene Begleitgrammatik in einem Beiheft - ebenfalls dreibändig - , Schülerarbeitshefte zur ergänzenden Übung und Lehrermaterialien mit CD - Rom. Der erste Band umfasst 20 Lektionen, der zweite Band 16 und der dritte nur noch 9 Lektionen. Diese Reduzierung der Kapitelanzahl führt zu sogenannten „Mega-Lektionen“, die zum einen ein erschreckendes Bild für die Kinder, zum anderen eine Problematik für die Lehrkraft darstellen. Sie ist gezwungen, den Unterrichtsstoff sinnvoll und in kleinen Portionen einzuteilen und ihn so zu gestalten, dass der Unterricht trotz solcher langen Kapiteleinheiten sowohl für Schüler als auch für Lehrer nicht langweilig wird.

II. Methodische und didaktische Konzeption von „Cursus I“

a) Das Lehrbuch

Das Lehrwerk enthält die Lektionen, die im Unterricht behandelt werden, und den dazugehörigen Wortschatz. Alle Kapitel des ersten Bandes hängen inhaltlich zusammen und nehmen die Schüler mit auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Antike im Jahre 124 n.Chr. zur Zeit des römischen Kaisers Hadrian mit den Hauptfiguren „Flavia“ und „Quintus“, die etwas älter als die Schüler selbst sind. Der Identifikationseffekt durch die beiden Helden hat Auswirkungen auf das gesamte Fach, da die Schüler begieriger und interessierter zuhören und den Lernstoff bereitwilliger aufnehmen, um den Fortgang der Erlebnisse von Flavia und Quintus nicht zu verpassen. Bei der Publikation wurde auf eine kindgerechte Gestaltung mit vielen graphischen Unterlegungen und auf eine sanfte Hinführung im Hinblick auf sprachliche Schwierigkeiten geachtet. Deshalb legten die Herausgeber Wert darauf, eine abgemildete  Variante der horizontalen Einführung der Deklinationen und Konjugationen zu wählen. Man verband Altbewährtes mit Neuem.

Eine Lektion ist nach dem Vier - Seiten - Prinzip aufgebaut, für deren Bearbeitung ca. fünf Schulstunden veranschlagt sind. Neben den Lektionen, die den neuen Stoff einführen, sind fünf Lektionen „Übergangslektüre“ à 6 Seiten, auch „Verstehen und Vertiefen“ genannt, eingebaut, die jeweils nach vier Einheiten platziert sind.

Die Lektionen stehen nicht unter sogenannten „Themenüberschriften“, d.h. ein gesamtes Kapitel nimmt Bezug auf ein einziges Thema, sondern jede Seite einer Lektion ist mit einer separaten Überschrift versehen.

Es ist ein vielfältiges Angebot von Übungen mit unterschiedlichen Zielen vorhanden, u.a. dienen sie der Festigung der deutschen Grammatik und der Wortschatzsicherung. Die Lehrkraft erhält die Chance, eine Auswahl zu treffen und ihre Schwerpunkte zu setzen.

Auf dem Vor- und Nachsatz des Lehrwerks sind Karten von Italia, dem Imperium Romanum und ein Stadtplan Roms zur Orientierung zu sehen.

Im Mittelpunkt von „Cursus“ steht zum einen eine umfassende Einführung in die Welt der Lektionstexte, sowohl sprachlich als auch kulturell, zum anderen sollen durch Einstiegsaufgaben die Sprachkompetenzen der Schüler gesichert und gefördert werden.

Die Wortschatzseiten sind sehr übersichtlich gestaltet und es wurde auf ausgeprägte Hilfestellungen zur Wortschatzsicherung geachtet.

b) Die Begleitgrammatik

Die lektionsbezogene Begleitgrammatik ist als Reisehandbuch zu verstehen, das von zwei Reiseführern „Syntia“ und „Formatus“ geleitet wird, die eine schülerfreundliche, beruhigende und motivierende Wirkung haben. Sie stehen den Schulkindern als Bezugsfiguren zur Seite und sollen dadurch helfen, das Lernen bereitwilliger auf sich zu nehmen. Syntia steht für „Syntax“ und erscheint, wenn etwas zu Satzbau und seinen Bauteilen erscheint. Formatus dagegen zeigt sich bei der Einführung neuer „Formen“ der Wörter, damit sind z.B. neue Konjugations- oder Deklinationstabellen gemeint.

Die Begleitgrammatik ist für die häusliche Nachbereitung und für den Einsatz im Unterricht vorgesehen und erleichtert den Schülern die Arbeit mit den Übungen, indem sie Grammatik und Lehrbuch nebeneinander legen und somit parallel arbeiten können. Aufgrund der Stundenkürzungen werden im ersten Lehrjahr alle Tempora gelehrt, aber auf die Einführung des Konjunktivs und des Passivs muss verzichtet werden.

c) Das Arbeitsheft

Das Arbeitsheft, das sich schon in Englisch und anderen Fremdsprachen bewährt hat, kommt auch hier zum Einsatz. Es stellt ein zusätzliches Übungsmaterial dar, das sowohl zuhause als auch im Unterricht, zum Beispiel für eine Stillarbeit, einsetzbar ist, um das Gelernte zu vertiefen und zu wiederholen. Selbstständiges und individuelles Lernen soll unterstützt und gefördert werden.

Die Übungen orientieren sich nach Inhalt, Grammatik, Wortschatz und der Anzahl der Kapitel an dem Lehrwerk „Cursus I“. Im Gegensatz zum Lehrbuch gibt es hier dagegen ein Doppelseiten - Prinzip, auf dem sich alle Übungen außer den deutsch - lateinischen zu einer Lektion finden. Die Aufgabenstellungen sind klar und einfach formuliert, ferner erleichtern Beispiele der Aufgaben den Schülern den Anfang und ein unabhängiges Arbeiten. Der Schwierigkeitsgrad der Übungen ist so gestaltet, dass für jeden Schülertyp Übungen zu bearbeiten sind. Wie in der Grammatik tauchen auch hier wieder die Figuren  Syntia und Formatus auf, die die Schüler motivieren und unterstützen sollen.

Psychologisch sehr wertvoll ist ein sogenannter Übungsteil zur Überprüfung des Wissensstandes zur Vorbereitung auf Prüfungen, der sich nach jeweils zwei oder drei Lektionen anschließt. Er besteht aus kleinen Texten zur deutsch - lateinischen Übersetzung sowie aus „Selbsttests“. In  letztgenannten wird Wissen aus allen im Unterricht behandelten Bereichen so abgefragt, dass sie einer Prüfungssituation ähnlich sind. Die Schüler sind in der Lage, anhand von Symbolen ihre Ergebnisse selbstständig auszuwerten. Die Erklärung hierfür finden sie im Vorwort.

Zusätzlich ist dem Arbeitsheft ein Lösungsheft zu entnehmen, um die Aufgaben eigenständig verbessern und kontrollieren zu können.

III. Aufbau des Lehrbuchs

a) Allgemein

Das Lateinbuch enthält sowohl deutsche Texte als auch die bekannten Lektionstexte, zahlreiche Übungen und den Lernwortschatz. Das Werk umfasst zwei Hauptteile: auf der einen Seite 20 Lektionen von jeweils vier Seiten und den „Leseinseln/Verstehen und Vertiefen“ nach jeweils vier Lektionen, auf der anderen Seite die 2- seitigen Vokabel - Kapitel. Zwischen den Lektionen und dem darauffolgenden Vokabelteil ist ein Kultur - Quiz eingebaut, das das Schulwissen am Ende des Schuljahres testen und auf diese Weise das Grundwissen sichert.

Zu Beginn des Buches findet sich ein Inhaltsverzeichnis und am Ende ein alphabetisch angeordnetes Eigennamenverzeichnis, ein deutsch - lateinisches Wörterverzeichnis mit Kapitelangabe und ein lateinisch - deutsches. Wertvoll für den Zusammenhang der römischen Geschichte und etwas Allgemeinwissen ist die bunte, bebilderte Zeitleiste, die von der Vergangenheit bis in die Gegenwart reicht. Sie enthält Daten von Kaisern, berühmten Schriftsteller aus der Antike bis hin zur ersten Mondlandung.

b) Themenkreise

Im Zentrum steht die Stadt Rom, darüber hinaus erhalten die Schüler auch Einblicke in andere Gebiete der Antike auf den Entdeckungsreisen der Identifikationsfiguren. Zudem werden die wichtigsten Bereiche eines römischen Reiches, wie zum Beispiel Wagenrennen, Gladiatorenkämpfe, die Piraterie, der Sklavenmarkt, Theater - Pantomime etc. miteingebaut.

c) Aufbau einer Lektion und ihrer „Übergangslektüre“

Die erste Seite einer Lektion ist die sogenannte Einführungsseite, die methodisch abwechslungsreich mit einer Abbildung und einem deutschen Informationstext inhaltlich in das neue Thema einführt. Der Infotext bietet das für das Textverstehen notwendige kulturgeschichtliche Wissen und baut den nötigen Verständnisrahmen auf. Grammatisch wird mit einer Einführungsaufgabe, die auch die deutsche Grammatik berücksichtigt und meist handlungsorientiert gestaltet ist, eingeführt. Die Aufgabe ist sehr bunt und mit Graphiken, wie zum Beispiel in Lektion 1 mit Kästchen und farbiger Untermalung zur Unterscheidung, versehen und dadurch hervorgehoben. Die Einstiegsaufgaben sind in einfacher Sprache formuliert, so dass eine selbstständige Bearbeitung durch die Schüler vor dem Lektionstext ermöglicht wird; entweder alleine, in Partnerarbeit oder aber in einer Gruppe. Dadurch soll die Fähigkeit, in einem Team zu arbeiten, gefördert werden und auch die Fähigkeit, Ergebnisse zu präsentieren.

Die zweite Seite bereitet mit einer neuen Überschrift, einer kurzen deutschen Hinführung und einer Skizze auf den Lektionstext vor, der die Erlebnisse von Flavia und Quintus beinhaltet, und die deutsche Einleitung auf Latein weiterführt; dieser enthält den neuen Grammatikstoff und den neuen Wortschatz. Der Aufbau des L-Stücks läuft nach dem Prinzip „vom Einfachen zum Schwierigen“. Unbekannte Wörter sind mit Fußnoten unter dem Lektionstext angegeben. Die Geschichten ermöglichen, den Schülern Verbindungen zu ihrem eigenen Leben und ihren Erfahrungen herzustellen.

Am Ende der Seite finden sich meist zwei Fragen zum Verständnis und zur Interpretation des Textes: „T-Fragen“. Sowohl gibt es Beobachtungsfragen zum Inhalt und zu Wortfeldern, als auch Interpretationsaufgaben.

Die dritte Seite, die Übungsseite, besteht aus zahlreichen Übungen, zum Beispiel zur Formbestimmung, Zuordnung, zu Umformungen etc., die wiederum bunt und graphisch unterlegt sind. Die ersten beiden Aufgaben bieten die neue Grammatik ohne den neuen Wortschatz und sind deshalb geeignet, sie dem Lektionstext vorzuziehen, um die neu gelernte Grammatik zuerst einzuüben. Und auch die deutsch - lateinische Übersetzung wird nicht vernachlässigt, denn auf jeder Übungsseite gibt es eine Aufgabe dazu. Den Abschluss dieser Seite bildet das „V-Stück“, in dem eine zusammenhängende Geschichte ins Deutsche übersetzt werden muss. Mit dieser Übung wird der bereits gelernte Grammatikstoff und Wortschatz noch einmal wiederholt und gefestigt. Diese Seite gibt Anstöße zu handlungsorientierten Unterrichtsvorhaben und zur Projektarbeit.

Die vierte und letzte Seite einer Lektion nennt sich „Kulturseite“, die einen realkundlichen Stoff auf methodisch vielseitige Art und Weise und vor allem altersgerecht vermittelt. Die Kulturseiten verwenden unterschiedliche Text- und Aufgabenarten und schließen unmittelbar an den Informationstext der ersten Seite einer Lektion an. Der Inhalt einer Lektion soll vertieft werden, vielleicht auch erweitert, und die Schüler erfahren Interessantes und Wissenswertes über die Antike, gleichzeitig sollen sie zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart angeregt werden. Diese Seite ist sehr wichtig, da nicht nur die Sprache, sondern auch die antike Welt nähergebracht wird und werden soll. Ferner sollte sie der Lektionsseite gleichgesetzt werden und dementsprechend behandelt werden.

Die nach jeweils vier Lektionen auftretenden „Übergangslektüren“, Verstehen und Vertiefen, bestehen aus sechs Seiten, ebenso sind sie als Haltepunkte anzusehen, an denen die Schüler nichts Neues lernen müssen, sondern wiederholen und ihre Lesekompetenz  erhöhen sollen.

Die erste Seite enthält deutsche Lesetexte, die eng an lateinische Originale gebunden sind und dem Alter entsprechen, um die Lesefreude und ein flüssiges Lesen zu steigern. Außerdem gibt es auch Aufgabenstellungen, die eine Projektarbeit ansprechen, so wie zum Beispiel das Anlegen einer Toga oder ein Vergleich einer Sonnenuhr mit einer heutigen Armbanduhr (Verstehen & Vertiefen I).

Auf der zweiten Seite folgen lateinische Texte, die sich an antiken Texten anlehnen, aber durchaus einfacher geschrieben sind, um ein flüssigeres und schnelleres Lesen zu fördern. Inhaltlich beziehen sie sich meist auf den Stoff der vorhergegangenen Lektionen.

Die dritte und vierte Seite unterstützt die Vertiefung der Kultur, die auf den bereits behandelten Kulturseiten der Lektionen besprochen wurde. Daneben soll auch hier die Projekt- und Freiarbeit mit den Schülern im Gegensatz zu den Kulturseiten der Lektion verstärkt werden.

Die letzte Doppelseite, die fünfte und sechste Seite, bietet ein vielfältiges Angebot an Übungsmaterial, welches keinen neuen Grammatikstoff und keine neuen Vokabeln behandelt. In erster Linie  dienen diese Seiten der Festigung der Sprache, Kultur und der Förderung der Lesefreude.

d) Wortschatz

Der zu lernende Wortschatz in allen drei Bänden umfasst ca. 1300 Wörter und bietet eine verlässliche Grundlage für den Lektüreunterricht in der Mittelstufe. In Band I beschränkt er sich auf 500 Vokabeln, wobei der Kulturwortschatz inbegriffen ist. Die Vokabelseiten stellen sich aus jeweils 2 Seiten pro Lektion zusammen: auf der linken Seite ist der Wortschatz mit Lernhilfen und Übungen zu finden, zum Beispiel (WS 6) eine Gruppierungsaufgabe zu bestimmten Sachfeldern, und auf der rechten Seite finden sich Wortschatzübungen, um das Lernen zu erleichtern. Um ein vernetztes Lernen zu ermöglichen, haben die Herausgeber darauf geachtet, andere europäische Sprachen mit einzubeziehen und auf sie zu verweisen. Die Schüler haben pro Lektion 25 neue Vokabeln zu lernen, die sich auf drei Bedeutungsvarianten beschränken, in Gruppen unterteilt sind und der Reihenfolge des Lektionstextes folgen; somit kann der Wortschatz vor oder aber auch nach der Textarbeit gelernt werden. Zur Wiederholung ist zu jeder Lektion ein Sonderblock mit alten Vokabeln, die ebenfalls im Text vorkommen, geboten.

e) Begleitgrammatik

Die Begleitgrammatik wird in verständlicher und schülergerechter Sprache durch Tabellen und Kästchen übersichtlich und geordnet abgebildet.

Am Anfang jeden Kapitels stehen die wichtigsten Neuerscheinungen in „Grammatischen Erklärungstafeln“, die aus einem Abschnitt „S“ für die Erklärung zur Syntax und einem Absatz „F“ zur Formenlehre zusammengesetzt sind. Zusätzlich werden zwei graphische Modelle zur Hilfe der Syntax und der Form parallel miteingebaut, um den Schülern den Inhalt zu vereinfachen und zu erleichtern.

Anschließend findet eine „systematische Stoffdarbietung“ statt, die den neuen Stoff ausführlich erklärt und darstellt. Anhand lateinischer Sätze und ihrer deutschen Übersetzungen sind die Schüler in der Lage, die neuen Regeln selbstständig zu erschließen und nach einem Schulausfall eigenständig durchzuarbeiten.

Die neuen Regeln oder Erkenntnisse werden mit „du erkennst:“ präsentiert und durch Buttons werden die wichtigsten Signale angezeigt.

Ein rasches Nachschlagen bereits gelernter Formen im Anhangsteil der Grammatik wird erschwert, da Übersichtstabellen zur Formenlehre, ein Sachverzeichnis und die Lautlehre zu eng und zu komprimiert abgebildet sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass den Schülern der wichtigste Stoff durch Schaukästen, Symbole, unterschiedliche Hervorhebungen und die Reiseführer „Syntia“ und „Formatus“ gekennzeichnet ist.

IV. Vergleich der Einführung des „V - Perfekts“ zwischen „Cursus I“ und „Auspicia I“

Im Lehrbuch „Cursus I“ wird das Perfekt mit einer großen übersichtlichen Graphik, die mit einem „F“ gekennzeichnet ist, in Kapitel 11 auf vier Seiten eingeführt und findet seinen Abschluss in Kapitel 12. Im Lehrwerk „Auspicia I“ verteilt sich der Grammatikstoff auf zwei Kapitel, jedoch auf zweieinhalb Seiten verkürzt.

Den Schülern werden in „Cursus I“ zunächst drei Bildungsweisen, d.h. die Perfekt - Bildung mit den verschiedenen Kennzeichen „v-, u-, s-“, anhand von Beispielen mit deutscher Bedeutung und die Perfektformen der ersten beiden Personen von „esse“ dargeboten. In einem weiteren Schritt wird an bekannte Infinitive verschiedener Konjugationen (a-, e- und konsonantische) die neue Perfektendung der ersten Person Singular Indikativ ebenfalls auf horizontale Weise eingeführt und gelernt.

Die systematische Stoffdarbietung ist unterteilt in Erscheinungsform, Konjugationsschema, Verwendung des Perfekts, Stammformenliste und Perfekt - Bildung der verschiedenen Konjugationen.

Im Unterpunkt „Erscheinungsform“ sind die gesamten Perfektendungen hintereinander aufgereiht und zur Verdeutlichung am rechten Seitenrand in einem dunkel grundierten Merkkasten noch einmal aufgelistet, wodurch die vertikale Einführung neuer Endungen vom Schüler nicht zu übersehen ist.

Das Konjugationsschema auf der folgenden Seite zeigt sodann vier Verben der a-, e-, i- und konsonantischen Konjugation in allen Perfektformen, den dazugehörigen deutschen Übersetzungen und die durch „Formatus“ gekennzeichneten Formen von „esse“.

Mithilfe der neu gelernten Form der 3. Person Plural Indikativ Perfekt verdeutlicht ein Schaukasten mit vier lateinischen Beispielsätzen und ihrer deutschen Übersetzung die Verwendung des Perfekts im Unterschied zum Imperfekt und „Syntia“ präsentiert diesen Verwendungszweck anschließend mit vier deutschen Merksätzen und eine Übersichtsstabelle fasst ihn kurz und anschaulich zusammen. In meinen Augen hilfreich, da die Schüler oftmals Schwierigkeiten haben, die Zeiten auseinander zuhalten und im Deutschen wiederzugeben.

Den Schluss von Kapitel 11 bildet eine Stammformenliste mehrerer bekannter Verben mit einigen Ausnahmen, die unterteilt ist in die drei bereits gelernten Perfektbildungen („v-, u- und s-“). Insgesamt eine gelungene Aufteilung und ein sinnvoller Abschluss, um den bisherigen neuen Grammatikstoff übersichtlich darzustellen und einzuüben, bevor im Anschluss daran in Kapitel 12 die restlichen Bildungsweisen des Perfekts durch die Verben „venire, currere und statuere“ eingeführt werden: Dehnung, Reduplikation und keine Veränderung.

Eine anfängliche Graphik, wieder mit „F“ markiert, veranschaulicht an den genannten Verben die Bildung der 1. Person Singular Indikativ Perfekt, auf die, wie in Kapitel 11, eine Stammformenliste, aufgeteilt in die unterschiedlichen Bildungsweisen, mit einigen Hinweisen auf Besonderheiten durch „du erkennst“ folgt.

Abschließend führt „Formatus“ eine Übersichtstabelle vor, in der der Schüler alle Perfekt - Bildungen auf einen Blick ablesen und vergleichen kann.

Im Gegensatz dazu beginnt „Auspicia I“ in Kapitel 31a die Perfektbildung in einem Schaukasten mit der Einführung des Kennzeichens der a-Konjugation und zusätzlich listen die Herausgeber die drei Ausnahmen der e-Konjugation, die ebenfalls mit dem „v-Perfekt“ gebildet werden, auf. Im nächsten Punkt werden in einem Merkkasten auf vertikale Art und Weise die Endungen des Perfekts veranschaulicht, die im folgenden in einer Konjugationstabelle, auch hier mit den deutschen Bedeutungen, durch die Verben „laudare“ und die Ausnahme „flere“ eingeübt werden.

„Auspicia I“ indessen geht am Ende des Kapitels mit einem durch „ÜS“ gekennzeichneten Abschnitt nur sehr kurz auf den Gebrauch des Perfekts im Deutschen und Lateinischen ein.

Im folgenden Kapitel 32a führt ein Schaukasten, wie im vorherigen Kapitel,  den Perfektstamm der e- Konjugation und von „esse“ ein, an den sich zwei Konjugationstabellen der Verben „monere“ und „esse“ schließen. Den Schluss dieses Grammatikkapitels bildet ein kleiner unscheinbarer Merkkasten, der den Infinitiv Perfekt der Verben „laudare, monere, esse und posse“ in sehr kurzer Form beinhaltet.

Erst in Kapitel 51a ergänzt „Auspicia“ die Perfektbildung mit Einführung der i- Konjugation. In einem Schaukasten werden anhand von „audire“ zuerst die Präsens- und Imperfektformen einiger weniger Personen aufgelistet und darunter weist ein unauffälliger „Text“ auf die unterschiedlichen Perfektbildungen dieser Konjugation hin. Im weiteren Verlauf beschränkt sich die Begleitgrammatik auf die Verben „audire und aperire“. Unter einem farblosen Merkkasten, der den Infinitiv Perfekt der beiden Verben beinhaltet, stehen zwei Konjugationstabellen. In der ersten sind auf der linken Seite die Präsensformen, auf der rechten Seite die Imperfektformen von „audire“, aber ohne jegliche Hervorhebung, vertikal aufgereiht. Darunter befindet sich eine weitere Tabelle, auf deren linken Seite die Perfektformen von „audire“, mit dem „v- Perfekt“, auf der rechten Seite die Formen von „aperire“, mit dem „u- Perfekt“ gebildet, zu sehen sind.

Beide Übersichten beinhalten sowohl die lateinischen Formen als auch die deutschen Bedeutungen.

Der Schüler hat in „Cursus I“ eine übersichtlichere Darstellung und Aufteilung der neuen Grammatik, die es ihm erleichtert, sich den neuen Lernstoff  besser einzuprägen, als in „Auspicia I“. Dort ist die Perfektbildung auf mehrere Kapitel, die zudem noch weit auseinanderliegen, verteilt. Zusätzliche Schaukästen, bzw. Merkkästen, in „Cursus“, die das Neue noch einmal komprimiert zeigen, finde ich für die Schüler sehr hilfreich, da dem Schüler die Neuheiten öfters vorgeführt werden und somit von ihnen auch mehrmals gelesen werden.

Positiv an beiden Lehrbüchern ist meiner Ansicht nach, dass neben den neuen lateinischen Formen auch die deutschen Bedeutungen berücksichtigt werden und parallel aufgelistet sind, die den Schülern heute oftmals schwere Probleme bereiten.

C. Abschlussbemerkung

Im allgemeinen spricht mich „Cursus“ von allen neuen Lehrbüchern am meisten an, da der Lehrer eine große Auswahl an Übungen und Möglichkeiten hat, den Lehrstoff beizubringen. Dass dieses Lehrwerk aber auch noch nicht den Idealvorstellungen eines lateinischen Lehrbuchs entspricht, werde ich im folgenden noch kurz erläutern.

Die Datierung 124 n.Chr. ist systemwidrig, da sonst nicht so sehr auf Originale eingegangen wird und eine literaturgeschichtliche Bildung den Schülern nicht gegeben ist.

Ferner ist zu Beginn von „Cursus“ die Formenlehre, der die Wörter durch Deklination und Konjugation unterliegen, zu groß für das erste Lernjahr. Zwar ist der Schwierigkeitsgrad theoretisch angemessen, aber dennoch im Grunde zu schwierig für den Anfang.

Die Übungen stehen nicht immer im Zusammenhang mit dem Stoffinhalt, außer der deutsch - lateinischen Übung, die sich inhaltlich auf den Lektionstext bezieht. Einige Übungen oder Aufgaben eignen sich nur für Projekttage oder „Randstunden“, wie zum Beispiel in Lektion 20 „Die perfekte Uhr“: es ist eine Uhr dargestellt, an deren Ziffern abwechselnd eine deutsche Person und ein lateinischer Infinitiv abgebildet ist. Der kleine Zeiger gibt das Verb an, der große die Person. Aufgabe der Schüler ist es nun, vorgegebene Uhrzeiten in Perfektformen umzuwandeln.

Die Methode einer solchen Uhr ist für die Einübung und Sicherung der Formenlehre sehr gut, aber in falscher Form, da die Uhr hier nur Ornament ist. Besser wäre es, eine solche Uhr zu basteln, damit die Kinder die Zeiger selbst verstellen können.

Man kann festhalten, dass es teilweise an methodisch - didaktischer Überlegung fehlt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, zum Beispiel in Lektion 1, der Bezug zwischen Einführungstext und der dazugehörigen Abbildung. Inhaltlich geht es um das Stadtleben zur Zeit Kaiser Hadrians, die Abbildung zeigt aber eine heutige Einkaufsstraße Roms mit Autos und vielen Menschen beim „Shoppen“. Bei der Herausgabe wurde nicht berücksichtigt, dass die Schüler keine Vorstellungen vom Leben damals haben.

Die Texte des Bereichs „Verstehen und Vertiefen“ haben eine schmale Kolumne und sind als Einzelsätze präsentiert. Es gibt keinen Textblock mehr, was psychologisch gesehen sehr wertvoll ist, da es motivierender auf die Schüler wirkt.

Als letzten Punkt führe ich den Wortschatz an. Ein Kritikpunkt ist die Anordnung der Wörter nach dem Vorkommen in der Lektion, da dies vom Schüler keine zu große Abstraktionsleistung erfordert. Besser wäre eine wortkundliche Aufbereitung, damit die Gedächtnisleistung trainiert wird, als eine Segmentierung, wie sie hier zu finden ist. Dadurch wirkt er wirklich sehr übersichtlich und ist auch nicht graphisch überlagert. Ein sogenanntes Interlexikon ist leider nicht vorhanden, d.h. Hinweise zur englischen Sprache, dagegen gibt es sehr viele Übungen, in die der Wortschatz integriert ist und der Bezug zu anderen Sprachen auch hergestellt ist.

Für mich waren dies die auffallendsten Punkte, die deutlich machen, dass das „Perfekte lateinische Lehrbuch“ noch immer nicht erstellt ist, aber mit diesem Lehrwerk kann ich mir vorstellen, einen effektiven Lateinunterricht zu gestalten.

Literaturverzeichnis

  • Karl, Klaus, Kloiber, Harald, Schönberger, Nicole und Wolf, Günther (Hrsg.): Auspicia I. Latein - Buch – Verlag, Lappersdorf 2005, 2. Auflage.
  • Maier, Friedrich und Brenner, Stephan (Hrsg.): Cursus I. Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, München, Düsseldorf, Stuttgart 2004, 1.Auflage.
  • Maier, Friedrich und Brenner, Stephan (Hrsg.): Cursus, Grammatik I. Oldenbourg Schulbuchverlag München 2004, 1. Auflage.
  • Maier, Friedrich und Brenner, Stephan (Hrsg.): Cursus, Arbeitsheft I. C.C. Buchner Verlag, Oldenbourg München, Lindauer 2005, 1. Auflage.
  • Maier, Friedrich und Brenner, Stephan (Hrsg.): Cursus, Lehrermaterial I. Oldenbourg München, lose Blattsammlung.