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Protokoll Gaxiola

1. Der große Pädagoge: Johann Amos Comenius und sein Werk (besonders: Orbis Sensualium Pictus)

1.1. Leben des Comenius

  • geboren 1592 Johann Amos Komensky (mährischer Herkunft)
  • früher Tod der Eltern
  • mit 16 Lateinschule
  • 1611 Studium der Theologie und Philosophie in Nassau (Auslandsstudium in Amsterdam und Heidelberg)
  • 1614 Schuldienst: Rektor
  • 1618 zusätzlich zum Schuldienst: protestantischer Prediger
  • verlor bei der Pest Frau, Kind, Hab und Gut
  • fand Zuflucht auf dem Gut eines Adligen
  • Verlassen des Landes aufgrund des 30-jährigen Krieges
  • Polen, London: seine pädagogische Wirksamkeit fand internationalen Beifall
  • Polen, Schweden
  • gestorben 1670

1.2. Pädagogik und Werk des Comenius

„Ianua linguarum reserata“: Versuch der Verbindung von Sprach- und Sachunterricht:

  • Übersetzung in 12 europäische und auch in asiatische Sprachen
  • sein Werk „Orbis Pictus“ (1658) macht ihn zum Ahnherren aller Kinderbuchautoren
  • Didactica magna gilt als Hauptquelle der Pädagogik
  • Comenius definiert die Aufgabe der Pädagogik folgendermaßen:
    • das lebenslange Lernen auf Erden soll auf das ewige Leben im Himmel vorbereiten
    • Tugendhaftigkeit und fromme Gesinnung spielen eine große Rolle.
    • Die Ausbildung beginnt mit der Geburt und soll 24 Jahre dauern, die folgendermaßen unterteilt werden:
      • 1-6: Mutterschule
      • 7-12: Volksschule
      • 13-18 Lateinschule
      • 19-24 Akademie
  • bis Ende des 18. Jahrhunderts gilt „Orbis Pictus“ als gängiges Lateinbuch für Europa

Aufbau und Inhalt von "Orbis Pictus":

  • Die 150 Kapitel auf 300 Seiten sollen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Wissensbereiche der Welt bieten (z. B. Insektenkunde, Weltreligionen, Biologie, Alltagsszenen, Arbeit und Handel, etc.:.). Das Kind wird am Anfang zu einem Spaziergang durch die Welt eingeladen. Auf den ersten Blick wirkt die Abfolge der einzelne Kapitel relativ unsystematisch, da zum Beispiel auf eine Alltagsszene in einer Barbierstube eine Szene in einem Pferdestall folgt.
  • Comenius setzt in seinem Werk auf den Pansophismus (gr.: Pansophia:  Allwissen). Ein möglichst großes Wissen der Menschen könnte die Welt verbessern und die Menschen zu Gott führen.
  • „Orbis Pictus“ ist in 7 Welten untergliedert, die der Urwelt, der Engel, den mundus naturalis (Welt, die uns umgibt), den mundus artificialis und moralis (Mensch als Ebenbild Gottes versucht dessen Fähigkeiten nachzuahmen). Im letzten Kapitel geht es um die Beziehung zwischen immanenter und transzendenter Welt.
  • 100 Kapitel umfassen das menschliche Leben: Handel, Arbeit, Ehe, Familie, Verwaltung, Gesellschaft, Religion, Gottesdienst
  •  Comenius’ heftige Kritik am bestehenden Lateinunterricht, den die Kinder nicht verstünden und der für sie jeglicher Legitimation entbehre, veranlasste ihn seine Vermittlung des Lateinischen stärker an der praktischen Anwendung zu orientieren.
  • Wichtige Punkte waren:
    • Motivation
    • abwechslungsreiche Themen, die die Konzentration der Schüler steigern
    • Verbesserung der Muttersprache
    • mnemotechnischer Aspekt durch Bebilderung
    • fächerübergreifender Unterricht
    • spielerisches Lernen ist von großer Bedeutung:
  • Das Kind kann sich schon in seiner Vorschulzeit mit dem Stoff beschäftigen und vorlernen.
  • Der Erwachsene soll versuchen, das Gelernte durch Ausflüge und Vorführung zu veranschaulichen und das Kind abfragen. Alle Sinne müssen angesprochen werden. Die Schüler brauchen Materialsammlungen und sollten die Möglichkeit bekommen, sich kreativ mit dem Gelernten auseinandersetzen.

2. Gruppenarbeit mit dem 1. Kapitel des „Orbis Pictus“ und einer Seite aus Hermann Kollers Bildlexikon: „Orbis Pictus Latinus“: Wie können Comenius’ Werk und das lateinische Bildlexikon im Lateinunterricht sinnvoll eingesetzt werden?

2.1 Aufbau und Methode des Orbis Pictus:

  • Das erste Kapitel beginnt mit keinem Proömium oder Vorwort, sondern ist wie der Rest des Buches aufgebaut.
  • Die konsequente Platzierung von einem Bild, in dem die folgendende Dialogszene veranschaulicht wird, vermittelt Ordnung im Lehrbuch und verstärkt den lernfördernden Wiedererkennungseffekt.
  • Die Bebilderung verringert die Angst vor der Fremdsprache bzw. fremden Kultur.
  • Das unmittelbare Gespräch erhöht für den Schüler den Reiz des Lesens.
  • Prinzip der Wiederholung (z. B. omnia)
  • komplexe Sätze schon im ersten Kapitel
  • Elementarmethode

2.2. Gruppenarbeit zu Darstellung der aetates hominis (von Comenius übernommen) und der Einführung der affinitas in Kollers Orbis Pictus Latinus

Ergebnisse:

  • lexikonähnliche Darstellung
  • wichtige Wörter für die Übersetzung werden in ihren Zusammenhang gebracht und durch Bebilderung klar voneinander unterschieden
  • das Schaubild der affinitas erklärt die direkten Verwandtschaftsverhältnisse durch ein und die anderen in einzelnen Sätzen.
  • Idee zur Einsetzung im Unterricht:
    • Wandbilder zu den Verwandtschaftsverhältnissen
    • Kinder könnten Fotos ihrer Familie mitbringen und ihre Verwandten mit den lateinischen Entsprechungen betiteln