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Rezension zu "Nunc est ridendum. Spaß mit Latein"

Luca Sattelmayer, Besprechung von: Kattanek, Melanie (Hrsg.): Nunc est ridendum. Spaß mit Latein [=RUB 19533], Stuttgart 2018, 160 S.


Latein ist bedauerlicherweise für viele ehemalige Schülerinnen und Schüler (und auch für Studierende, die das Latinum an der Universität nachholen dürfen) mit der biederen Ernsthaftigkeit und Humorlosigkeit einer „edlen Einfalt und stillen Größe“ verbunden. Insofern ist jede populärwissenschaftlich angelegte Publikation, die die witzige und „menschliche“ Seite der Antike betonen möchte, per se zu begrüßen. Doch nicht immer kann, mit dem Ziel, ein breites Publikum zu erreichen, auch ein gewisser fachwissenschaftlicher Anspruch verbunden werden. Melanie Kattanek (K.) gelingt dies jedoch in ihrer bunten Auswahl aus „Überraschende[m], Bedenkenswerte[m] und Unterhaltsamen[m] auf Latein, nicht nur aus der Antike“ (Klappentext) auf ganzer Linie.


Die Bandbreite der ausgewählten lateinischen Kuriosa und Amüsements ist gewaltig. Es finden sich beispielsweise Kapitel zu folgenden Themen:
Lateinisch-Deutsch gemischte Texte, Max et Moritz, philosophische Sentenzen, Kreuzworträtsel, Frauen, lateinische Lieder, Hunde, kuriose Anekdoten, Kochrezepte, Sprichwörter, Bonmots von Cicero, Caesar, Augustus, Martial oder Ovid, die lateinischen Wurzeln des Deutschen, die Nuntii Latini des finnischen Radiosenders Yleisradio, römische Toilettenkultur, antike Spiele, Goethes Zauberlehrling auf Latein (großartig übersetzt von Franz Schlosser!), antike Heil- und Schönheitstipps, Rumpelstiltulus, Graffiti und Inschriften , Liebe und Sex, Q. Ciceros Wahlkampftipps, Alkohol


Schon an dieser Auswahl lässt sich erkennen, dass auch das Versprechen des Klappentextes, die ausgewählten Texte seien „nicht nur aus der Antike, denn Latein ist alles andere als eine tote Sprache“, eingehalten wird: Latein gewinnt durch die gelungenen Übertragungen bekannter moderner Texte wie Märchen oder Lieder eine ganz neue Lebendigkeit, die sich auch auf die jüngeren Jahrgangsstufen in der Schule übertragen ließe. In einer Phase der Entspannung könnte man mit den Schülerinnen und Schülern eines der Lieder anstimmen oder ihnen eine der zahlreichen auflockernden Anekdote aus dem Buch vortragen. Auch die Rätsel (deren Lösungen im Anhang angegeben sind) vermögen zu überzeugen und könnten als fakultative Übung ihren Weg auf Arbeitsblätter finden. Somit können sich auch Lehrkräfte als Zielgruppe sehen.


Es erstaunt bei der Lektüre, dass trotz der hohen Kapitelanzahl nahezu jede Seite des Buches ebenso lehrreich wie unterhaltsam ist und den Humor eines Großteils der Leser treffen dürfte. Nur wenige Einheiten wie „Übersetzungsfehler, die [eben leider nicht! d. Verf.] zum Schmunzeln anregen“ (S. 24) oder „Eine Frage der Aussprache“ (S. 59) können nicht vollends überzeugen. Die Aneinanderreihung zufälliger lateinischer Wörter, die bei einer undeutlichen Aussprache einem deutschen, wenig sinnhaften Satz ähneln können, erscheint dem Verfasser als wenig amüsant. Dafür zeigt sich in der Auswahl der Anekdoten die tiefgreifenden Latein-Kenntnisse der Verfasserin. Es handelt sich hierbei nämlich nicht nur um „Klassiker“ wie Cicero oder Ovid, sondern auch um weniger prominente oder seltener rezipierte Texte wie die Medicina Plinii (S. 71-73) oder das mittelalterliche Regimen sanitatis Salerni (S. 58). Somit ist es sehr erfreulich, dass auch kaum bekannte Texte ihren Weg in die breit angelegte Reclam-Universalbibliothek finden. Dieser auf ein breites Publikum zugeschnittene Ansatz wird durch die beigegeben Übersetzungen der Texte unterstützt, sodass sie auch Lateiner in spe verstehen können.


Abgerundet wird das Büchlein durch ein Literaturverzeichnis, in dem K. durch das Nennen ihrer Quellen und vergleichbarer amüsanter Literatur zum Weiterlesen einlädt; dies ist ein Angebot, das man nach der Lektüre von „Nunc est ridendum“, das für Wissenschaftler wie Interessierte gleichermaßen empfehlenswert ist, gerne annehmen möchte.