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Rezension Lektüreheft "Vergil, Aeneis"

Jan König, Besprechung von: Jahn, S.: Vergil. Aeneis, Reihe: Classica. Kompetenzorientierte lateinische Lektüre (Hrsg.: Kuhlmann, P.) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, 96 S.

Stefanie Jahns Lektüreheft wird auf dem Buchrücken wie folgt charakterisiert: „Diese Lektüreausgabe präsentiert Vergils Aeneis in ausgewählten Passagen und bietet Anlässe, sich ideologie- und wertekritisch mit dem Text auseinanderzusetzen.“ Nach einer Einleitung (8-23) bietet das Büchlein auf den Seiten 24-75 Teile der Aeneis zur Lektüre an und wird abgerundet durch einen Anhang (76-96).

In der Einleitung möchte Jahn Wissen vermitteln, auf dem dann die Lektüre aufbauen kann: Vergil: - Autor und Werk, Rom zur Zeit Vergils, Römische Wertvorstellungen, die Sprache der Aeneis und eine chronologische Übersicht über die Handlung. Die gebotenen Informationen sind sehr knapp und relativ trocken präsentiert; gerade die reine Nacherzählung von Homers Werken (ohne sie in Bezug zur Aeneis zu setzen) erscheint nicht besonders gewinnbringend – Aufbereitung durch die Lehrkraft ist hier sicher von Nöten. Allerdings werden insgesamt wichtige Aspekte angerissen und folglich bietet Jahn erste Orientierungshilfen.

Der Hauptteil mit den Textpassagen weißt eine bessere Layout-Umsetzung auf als die Einleitung in reinem Fließtext. Unterstützt durch farbige Bildimpulse – eine größere Anzahl hätte dem Heft aber nicht geschadet – und durch gelungene Fontes-Variation sowie farbliche Akzentuierungen entsteht hier ein übersichtliches Gesamtbild. So hilft es dem Auge beispielsweise, dass der ad-lineam-Kommentar auf der rechten Seite der Verse durch Schriftart und blaue Farbe eindeutig vom Text getrennt ist. Hier erhalten die SchülerInnen nützliche Angaben v.a. zum Wortschatz .

Jede Textpassage wird aufbereitet durch Fragen, die – dem allgemeinen modernen Usus folgend – erst auf Ebene des Textes, dann seines historischen Kontexts und schließlich mit Blick auf das „Quid ad nos?“ Aspekte näher beleuchten. Dies geschieht solide – manche Lehrkraft mag vielleicht besonders im Bezug zum heutigen Schüler auf noch innovativere Arbeitsaufträge kommen.

Einen Gewinn bringen sicherlich die Aeneis-Passagen oder Textausschnitte anderer lateinischer Werke, die als zusätzliche Lektüre auf Deutsch angeboten werden. Sie können den gelesenen Originalpassagen weitere Facetten hinzufügen – und dürften deshalb in noch größerer Anzahl vorkommen.

Aus dem Nationalepos Vergils 23 Ausschnitte mit jeweils 30-50 Versen auszuwählen, ist ein schwieriges Unterfangen. Jahn geht sinnvollerweise chronologisch am Werk entlang und hat sicherlich eine schlüssige Auswahl getroffen. Dennoch vermisst wohl jeder Leser (unterschiedliche) Teile des Werks – beispielsweise möchte zweifelsohne mancher die berühmte Schildbeschreibung (Buch 8) in ein solches Lektüreheft aufgenommen sehen.

Der Anhang zum Ende des Heftes bietet zunächst einen Lernwortschatz, der nach Kapiteln geordnet ist. Schülerfreundlich werden hier wenige Wortentsprechungen in modernem Deutsch angegeben. Darauf folgt eine Liste von wichtigen Stilmitteln mit Beispielen und (erfreulicherweise) auch Hinweisen zu deren jeweiligen Effekten. Das Büchlein wird durch ein Namensregister beschlossen, das die wichtigsten Namen und Orte knapp erklärt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Lektüreheft punktet durch übersichtliches Layout und eine Auswahl an Texten, die zeitlich eine Bewältigung realistisch erscheinen lassen. Eine Orientierung an den gebotenen Textstellen ermöglicht gutes Nachvollziehen der Erzählstruktur dieses wichtigen literarischen Werkes. Gleiches gilt für die beigefügten Arbeitsaufträge; die versprochenen Anregungen zur kritischen Auseinandersetzung werden gegeben, dürften jedoch durch innovative Lehrkräfte an einigen Stellen durch eigene Ideen ersetzt werden. Dies gilt generell für das Heft und dementsprechend auch für die Auswahl der Passagen zur Lektüre, die nach den Vorlieben der Lehrkraft durchaus über das Heft hinaus gehen kann.