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St. Peter (innen)

Ralf Meßmer:

1. Kurzer Überblick über die Baugeschichte von St. Peter

Die Münchener St. Peterskirche ist die älteste Stadtpfarrkirche des 1158 gegründeten München. Nach einer unbestätigten Notiz des 18. Jh. soll Herzog Otto I. am 29.06.1181 den Grundstein für eine dreischiffige, querschifflose romanische Backsteinbasilika gelegt haben. Ab dem Jahr 1278 entstand eine aus Ablaßgeldern finanzierte neuere und größere Peters-Basilika, die am 17.5 1294 durch den Freisinger Bischof Emicho konsekriert wurde. Beim großen Stadtbrand des Jahres 1327 wurde auch die Peterskirche in Mitleidenschaft gezogen. Der Neubau der Kirche zögerte sich schließlich bis 1365 hin. In den Jahren 1377-1386 wurde zwischen den beiden gekappten Westtürmen ein Mittelturm aufgezogen, der mit der ersten öffentlichen Uhr der Stadt bestückt wurde. Seit dem Jahr 1331 stifteten Münchener Patrizierfamilien Kapellen zwischen den Strebepfeilern der Seitenschiffe. Im 17. Jh. wurde dann die Peterskirche barockisiert. Die beiden Turmspitzen wurden 1607 durch einen Blitzeinschlag vernichtet. Die heutige charakteristische Bekrönung konnte bis 1621 fertiggestellt werden, 1654 war das heutige äußere Erscheinungsbild erreicht. Die schlimmste Zerstörung erfuhr die Peterskirche durch die Luftangriffe während des 2. Weltkriegs in den Jahren 1944/45. Sie konnte aber dank des Einsatzes von Stadtpfarrer Max Stritter wieder aufgebaut werden. 1954 wurde schließlich der neue Hochaltar eingeweiht.


 

2. Inschriften

 

a) Wachsenstein-Epitaph (östliche Stirnseite der Taufkapelle)

 

Perillustris Dominus Joannes Aegidius des Courcelles de Wachsenstein, Eques Gallus, natus Selstadii XXVIII Februarii MDCLXXXVII. post- / quam paulo ante pugnam Höchstadianam Ao 1704 / castris Bojcis se adiunxit, ac per omes altiores gra- / dus ad Generalis Locum tenentis Copiarum cataphra- / ctarum, Vice-Praesidis Consilii Aulico-Bellici & Urbis Monacensis Praefecti Honores ascendit, bellicis tandem Laboribus finem imposuit 3tia Martii Ao. 1755 & nunc in Sacello Epiphaniae requiescit in Pace.

 

Cecidit flos / Isa XL VII

Der sehr angesehene Herr Johann Egid de Courcelles von Wachsenstein, französischer Ritter, geboren in Schlettstadt am 28. Februar 1687. Nachdem er kurz vor der Schlacht bei Höchstädt im Jahre 1704 dem bayerischen Heer beigetreten war und durch alle höheren Ränge zu den Ämtern des Generalleutnants der brustpanzerbewehrten Truppen des Vizepräsidenten des Hofkriegsrates und des Münchner Stadtkommandanten aufgestiegen war, hat er den Anstrengungen des Krieges am 3. März 1755 schließlich ein Ende bereitet und ruht jetzt in Frieden in der Dreikönigs-Kapelle des Herrn.

 

Die Blume verwelkt / Jes 40,7


 

b) von Martinitz-Grabstein (links vom Eingang zur Sakristei)

 

HIC REQVIESCIT ILLVSTRIS ET IN- / NOCENT: PVELLA IOHANNA EVA BARO- / NISSA DE MARTINITZ: ILL: DNI D: IA- / ROSLAI BARONIS DE MARTINITZ: DNI / IN SMECZNA etc. SAC. CAES. REGIAEQ MTIS / A CONSILIIS ET CVBICVLIS. EIVSDEMQ / LOVMTENENTIS ET AVLAE MARESCAL- / LI IN REGNO BOHEMIAE NEC NON / BVRGGRAVII CARLSTEINENSIS FILIA. / AET. SVAE. ANNORVM II. DEFVNCTA / IX IAN: ANNO DNI M. DC. XIX.

 

EXVLIS HEIC EXVL PATRI[S] EVA IOANNA QVIESCO.

EXILII PIETAS CAUSSA FIDESQVE FVIT

TERRA POLVSQVE MIHI PATRIA [E]ST; LICET EXVL; VTRAMQVE

NVNC TENEO. TERRA CORPORE MENT[E P]OLV.

Hier ruht das wohlgeborene und unschuldigste Mädchen Johanna Eva von Martinitz, Tochter des wohlgeborenen Herrn Jaroslaw Baron von Martinitz, Herrn in Sneczna etc., der hl. kaiserl. und kgl. Majestät Rats und Kammerherrn, derselben Statthalters und Hofmarschalls im Königreich Böhmen, sowie Burggrafen von Karlstein. Zwei Jahre alt, gestorben am 9. Januar 1619.

 

Hier in der Fremde, des Fremdlings Kind, ruht Eva Johanna.

Was in die Fremde uns trieb? Fromm war der Vater und treu.

Nun sind Erde und Himmel mein Heim. Die Fremde gewährt mir

beides: die Erde dem Leib, aber den Himmel dem Geist.

[Übersetzung der Distichen: Wilfried Stroh]

 


 

Literatur:

  • R. M. Kloos: Die Inschriften der Stadt und des Landkreises München, Stuttgart 1958.
  • W. Stroh: Lateinisches vom Alten Peter. DASIU 1/83, S. 10-13.
  • A. Alckens: München in Erz und Stein II, Mainberg 1973/74.
  • A. Schönberger: Ignaz Günther, München 1954.
  • H. Schnell: Kunstführer Nr. 604: Peterskirche München, München 1990.