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St. Peter (außen)

Susanne Tögel, Katrin Forster

Zur Geschichte der Stadtpfarrkirche St. Peter:

St. Peter war die erste Stadtpfarrkirche des 1158 gegründeten München. Herzog Otto I soll 1181 den Grundstein zu einer romanischen Basilika gelegt haben und Bischof Otto II 1190 den Bau geweiht haben. Im Jahre 1278 begann man, diese Kirche in Konkurrenz zur 1271 eingerichteten zweiten Stadtpfarrkirche in der inzwischen errichteten Marienkirche um- und auszubauen. Der neue Bau wurde am 17.5.1294 durch Bischof Emicho von Freising geweiht. 1327 wütete ein verheerender Stadtbrand, dem auch diese Basilika mit Ausnahme der Westseite zum Opfer fiel. Obwohl schon im Jahr 1329 mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, verzögerte sich die Fertigstellung, so daß der neue Bau erst am 27.3.1365 durch den Freisinger Bischof Paul von Jägerndorf geweiht werden konnte. In den nächsten Jahrzehnten veränderte man diesen immer wieder; so erstellte man u.a. zwischen den zwei gekappten Westtürmen einen Mittelturm, der die erste öffentliche Uhr der Stadt trug. In den folgenden beiden Jahrhunderten blieb diese Kirche beinahe unverändert. Erst ab dem Jahr 1607, als ein Blitzschlag die Türme zerstörte, begannen zahlreiche Veränderungen, die durch die Errichtung eines neuen Turmes - der dem Bau das heute noch charakteristische Aussehen verleiht - durch Heinrich Schön d. J. eingeleitet wurden und nach einer Neugestaltung des Chorraumes 1630-1636 schließlich zum heutigen äußeren Erscheinungsbild führten. Dieses war 1654 erreicht. In der Folgezeit widmete man sich v.a. der Innenausstattung. Ab 1730 gestaltete Nikolaus Gottfried Stuber den hochbarocken Choraltar, Ignaz Anton Gunetzrhainer wölbte den Chor neu, Johann Baptist Zimmermann schuf die Stukkaturen und die Fresken. Nach einer Anpassung des Langhauses durch dieselben Künstler begannen nach 1765 Johann Baptist Straub und Ignaz Günther mit der weiteren Ausstattung des Innenraumes. In den folgenden etwa 150 Jahren gab es kaum Veränderungen, bis die Kirche durch die Bombenangriffe 1944/45 so stark beschädigt wurde, daß man sie als Mahnmal nicht mehr wiederherstellen wollte. Doch die beiden Stadtpfarrer Max Stritter (1937-1949) und Max Zistl (1949-1983) kämpften für ihr Gotteshaus. Durch ihren Einsatz erstrahlt St. Peter heute wieder fast im alten Glanz.


 

Epitaph der Familie Hörl (Horl, Harl, Härl)

  • Lage: Nordseite am Turm
  • Aussehen: Rotmarmorstein, Höhe 2,12m, Breite 1,06m, Buchstabengröße 5,5cm,
  • Schrift: Kapitalis erhaben;
  • Oben: Spruchband
  • Mitte: Vierfaches Wappenrelief; unten zwei Inschriftentafeln
  • Wappen: Hörl, Neuwirt, Hörl, Ligsaltz
  • Künstler: unbekannt
  • Datiert auf:

 

Oben:

CVM FEX CVM LIMVS CVM RES VILISSIMA SIMVS

VNDE SVPERBIMVS SI AD TERRAM TERRA REDIMVS

CVM SPECVLVM CERNIS CVR NON MORTALIA TEMNIS

TALI NAMQVE DOMO CLAVDITUR OMNIS HOMO

Versübersetzung von Prof. Stroh:

 

Da wir aus Kot und Erden

Dürfen wir stolz uns blähen,

Mußt in den Spiegel nur schauen:

In so schlechtem Hause

 

geboren in Niedrigkeit werden:

wenn Staub zum Staube wir gehen?

Wie kannst du auf Irdisches bauen?

hat jeglicher Mensch seine Klause.

Übersetzungsversuch:

 

Weil wir Abschaum, weil wir Schmutz, weil wir eine nichtswürdige Sache sind,

weshalb sind wir hochmütig, wenn wir als Erde zur Erde zurückkehren?

Wenn du dein Spiegelbild siehst, warum verachtest du nicht das Vergängliche?

Denn in solch einem Hause wird jeder Mensch eingeschlossen.

 

Unten:

ANNO DOMINI MDLXXVII

DEN XII IUNI STARB DER

ERNVEST ANDREAS HORL

ZV WATTERSTORF

ANO DNI MDLXXVI DEN VIII

MARTY STARB DIE ERNVEST

TVGENTHAFT FRAV SVS

ANNA NEVWIRTIN SEIN

ELICHE HAVSFRAV DENEN

GOT DER ALMECHTIGE IN

FRELICHE AVFERSTEHVNG

VERLEIHEN WELE AMEN

 

ANNO DNI DEN

STARB DER

ERNVEST ANDREAS HÖRL

ZV WATTERSTORF

ANO DNI DEN

STARB DIE ERNVEST

THVGENTHAFT FRAV MARIA

LIGSALZIN SEIN ELICHE

HAVSFRAV DENEN GOT

DER ALMECHTIGE IN FRE

LICHE AVFERSTEHVNG

VERLEICHEN WELE AMEN_

 

 

Das Grabmal von Georg Ligsaltz und Familie

 

  • Standort: St. Peterskirche außen Nordseite, zwischen dem ersten und dem zweiten Fenster von Westen.
  • Zeit: 1570
  • Aussehen: Es handelt sich um ein großes Rotmarmordenkmal mit Renaissenceädikula in grauem Sandstein. Oben befindet sich ein Relief der Dreifaltigkeit, umgeben von Wolken und Puttenköpfen, darunter der Stifter kniend mit seinen zwei Frauen und zwei Kindern. Zwischen den Knienden befinden sich drei Wappen (Stüpf - Ligsaltz - Parth). Inschriften sind oben im Giebel, in der Mitte des Reliefs auf einem Spruchband und unten auf einer Schrifttafel zu sehen. Die Schrift des Spruchbandes und des Giebels ist Kapitalis, die andere ist humanistische Minuskel; die Schrift ist eingehauen. Der Stein ist relativ bröckelig und verwittert.
  • Maße: Höhe: 4m; Breite: 2m; Buchstaben 4cm;
  • Künstler: Unbekannt

 

Inschriften:

 

1. Giebel:

SEPVL[TVR]A GEOR

GI LIGSALCI ET SVOR

 


Sepultura Georgi

Ligsalci et suorum

 


Grablege von Georg

Lisaltz und den Seinen

 

 

2. Spruchband:

BENEDICAMVS PATREM ET FILIVM CVM SANCTO

SPIRITV. EGO SVSCITABO EVM IN NOVISSIMO

DIE. GLORIA PATRI ET FILIO ET SPIRITVI SANCTO.

Benedicamus Patrem et Filium cum Sancto

Spiritu. Ego sucitabo eum in novissimo

die. Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto.

Laßt uns rühmen den Vater und den Sohn und den Hl.

Geist. Ich werde ihn am letzten Tage auferwecken.

Ruhm (Lob) sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl. Geist.

 

3. Tafel:

Georgius Ligsaltzius nobilis patri[ci.] Monachien. Princip. Con=

siliar. sibi coniugibusq suaviss. Benig[nae] Stüpfin vita funct[ae]

Annaeq Pärthin et sequuturis poster. [haec pietati]s aeternaeq

meoriae monum. viu. erexit. Anno nati Saluatoris M.D.L.XX

Georgius Lisaltzius nobilis patricius Monachensis Principalis Consiliarius

sibi coniugibusque suavissimis Benignae Stüpfin vita functae

Annaeque Pärthin et sequuturis posteris haec pietatis aeternaeque

memoriae monumenta vivus erexit. Anno natis Saluatoris M.D.L.XX.

Georg Ligsaltz, vornehmer Münchner Patrizier und fürstlicher Rat, errichtete sich und seinen geliebten Gattinnen, der verstorbenen Benigna Stüpf und der Anna Parth und seinen Nachkommen zu Lebzeiten dieses Denkmal der Frömmigkeit und des ewigen Gedächtnisses. Im Jahre der Geburt des Heilands 1570.

 

Familienepitaph der Schowingers

 

  • Standort: St. Peterskirche außen Südseite, unter dem dritten Fenster von Westen.
  • Zeit: nach 1629 (Kdm: 1632)
  • Aussehen: Es handelt sich bei diesem Epitaph um ein großes Ölbergrelief, das die ganze Fensterbreite einnimmt; das Grabmal ist aus Rotmarmor. Das Relief wird von zwei Pilastern eingerahmt, welche das Gesims tragen; unten in der Mitte ist eine tonnenartig vorgewölbte Inschriftentafel zu sehen, links und rechts davon die knienden Verstorbenen im Flachrelief. Die eingehauene Schrift ist Kapitalis. Ölbergrelief: Links die Gestalt des Erlösers, kniend, zu einem Engel in einer Wolke aufschauend; der Engel hält einen Kelch und ein Kreuz. Links von Christus sieht man die drei schlafenden Jünger. Das Denkmal wurde - nach Kdm 1632 - von Otto Heinrich und Georg Schowinger den Großeltern, Heinrich Schowinger und Anna, geb. Kaldenpronner, sowie den Eltern, Heinrich Schowinger und Juliana, geb. Stadtler, errichtet.
  • Maße: Höhe 2,70m; Breite 2,86m; Buchstaben bis Z. 9: 2,4cm, Zeile 10/11: 5,4cm;
  • Künstler: Unbekannt

 

Inschrift:

 

HENRIGO; AVO; HENRICO PARENTI, SCHOW

INGERIS: VIRIS INTEGERRIMIS; ET; VT, NOSTRI

TEMPORIS, SIC ANTIQVI MORIS: QVOS, ECCLESIA

CLIENTES, PATRIA SENATORES, PLEBS, PAVPERTINA

PATRONOS HABVIT. ET ANNAE KALDENPRONNERIN

AVIAE; IVLIANAE STADLERIN, PARENTI, LECTISSIMIS

MATRONIS: EHEV MOESTI NEPOTES, EHEV

TRISTES LIBERI, ET CRAS SECVTUR[I]_

PP

OTHO HENRICUS I.D. PRINCIPI: A CONSILIIS_

ET GEORGIVS CVRIAE MONACENSIS SENATOR FRR.

OBIT_ AVVS, CID.ID.XXXIIXX, PATER, CID. IDC. X._

NATVS, HIC, ANNOS LXXIIX. ILLE XLIIX.

Henrigo avo, Henrico parenti Schow

ingeris: viris integerrimis et, ut nostri

temporis, sic antiqui moris: Quos ecclesia

clientes, patria senatores, plebs paupertina

patronos habuit. Et Annae Kaldenpronnerin

aviae, Iulianae Stadlerin parenti, lectissimis

matronis: Eheu moesti nepotes, eheu

tristes liberi et cras secuturi

Pie Posuerunt

Otho Henricus Illustrissimo Domino Principi.

a consiliis et Georgius curiae Monacensis senator, fratres.

Obit avus, CID.ID. XXXIIXX pater, CID. ID.C. X.,

natus hic annos LXXIIX, ille XLIIX.

Heinrich, dem Großvater, und Heinrich, dem Vater Schowinger,

den ehrenhaftesten Männern und, zwar von unserer Zeit,

aber von alter Sitte: Diese hatte die Kirche

als Diener, die Heimat (Vaterstadt) als Ratsherren, das arme Volk

als Schützer. Auch der Großmutter, Anna Kaldenpronner,

und der Mutter, Juliana Stadler, den vortrefflichsten

Frauen, stellten dies frommen Sinnes ach die trauernden Enkel, ach

die trauernden Kinder und die morgen Nachfolgenden auf:

Otto Heinrich, Ratsherr für den erlauchtesten Herrn Fürsten,

und Georg, Ratsherr des Münchner Rathauses, Gebrüder.

Der Großvater starb 1548, der Vater 1610,

dieser 78, jener 48 Jahre alt.


 

Literaturverzeichnis:

 

  • Alckens, A.,München in Erz und Stein. Die Epitaphien der Altstadt-Kirchen, Mainburg 1974;
  • Altmann, Lothar, Peterskirche München, Schnell Kunstführer Nr. 604, München4 1990;
  • Bezold, G. v., Riehl, B., Hager, G., Die Kunstdenkmale der Königreiches Bayern vom 11. bis zum Ende des 18.Jahrhunderts. 1. Band. Die Kunstdenkmale des Reg.-Bez. Oberbayern. Theil IV. Stadt München, Bezirksamt Erding, Nachdruck der Ausgabe, München 1902- 1982 (zitiert: Kdm);
  • Geiß, E.,Geschichte der Stadtpfarrei St. Peter in München, München1886;
  • Kloos, R. M., Die Inschriften der Stadt und des Landkreises München, Stuttgart 1958;
  • Kneschke, E.H., Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon IV. Hildesheim 1973;
  • Seitz, W.E., Brumberger, H. (Hg.),Lokalhistorische Texte München /Tegernsee, München 1981;
  • Stroh, W., Lateinisches vom Alten Peter" in: DASIU I/83 S.10-13;