St. Michael und Bürgersaal
Markus Davids und Andreas Roth
ST. MICHAEL
Fassade
Weihinschrift
DEO OPT: MAX: SAC: / IN MEMORIAM D: MICHAELIS ARCHANGELI DEDICARI CVRAVIT GVILELMVS V. COMES PALATINVS RHENI VTRIVSQVE BAVARIÆ DVX PATRONVS ET FVNDATOR |
Deo optimo maximo sacrum / in memoriam divi Michaelis archangeli dedicari curavit /
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Dem erhabensten und höchsten Gott
ließ das Heiligtum
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Die Ungewöhnlichkeit der Fassade liegt vor allem darin, dass der Bauherr der Kirche, der Wittelsbacher Herzog und Pfalzgraf Wilhelm V., zwischen der Christus-Figur am höchsten Punkt der Fassade und der Bronzeplastik des Drachentöters und Erzengels Michael insgesamt 15 bayerische Herzöge, Könige und Kaiser aufstellen ließ.
Das ist nur dann verständlich, wenn man weiß, daß sich die Fürsten des "Römischen Reichs" und des nachmaligen "Heiligen Römischen Reichs (deutscher Nation)" nach dem Vorbild Michaels mit der Aufgabe betraut sahen, als Mittler Gottes den katholischen Glauben in ihrem Land gegen alle Gegenströmungen zu verteidigen.
Als wichtigste Träger der Katholischen Reform und Gegenreformation nach der 1555 im Augsburger Religionsfrieden endgültig anerkannten reichsrechtlichen Gleichstellung der Lutheraner werden Patres des JESUITEN-Ordens (SJ = societas Jesu "Gesellschaft Jesu") 1556 im Auftrag des Ordensoberen - Ignatius v. Loyola - von Rom nach Deutschland gesandt.
Für sie läßt Wilhelm V. neben dem Kolleg in den Jahren 1583-97 die Kirche St. Michael erbauen.
Inschrift am Leuchtenberg-Grabdenkmal (westlicher Querschiffarm)
HEIC PLACIDE OSSA CUBANT EUGENII NAPOLEONIS REGIS ITALIAE VICES QUONDAM GERENTIS NAT• LUTET• PARISIOR• D• III SEPT• MDCCLXXXI DEF• MONACHII D• XXI FEBR MDCCCXXIV MONUMENTUM POSUIT VIDUA MOERENS AUGUSTA AMALIA MAXIMIL• JOS• BAV• REGIS FILIA |
h(e)ic placide ossa cubant Eugenii Napoleonis regis Italiae vices quondam gerentis natus Lutetiae Parisiorum die 3 septembris 1781 defunctus Monachii die 21 februarii 1824 monumentum posuit vidua moerens Augusta Amalia Maximiliani Josephi Bavariae regis filia |
Hier liegen friedlich die Gebeine des Eugen Napoleon, einst die Stelle des Königs v. Italien vertretend, geboren zu Paris am dritten September 1781, verschieden zu München am 21. Februar 1824. Das Grabmal errichtete die betrübte Witwe Augusta Amalia, die Tochter des Königs Maximilian Joseph von Bayern. |
Reste des geplanten Stiftergrabmals von Herzog Wilhelm V. und seiner Gattin Renata von Lothringen
Drei Bronzeplatten am Sockel des Kruzifixes (östlicher Querschiffarm)
Vordere Platte:
LACTANTIVS FLECTE GENV LIGNV= QVE CRVCIS VE= NERABILE ADORA ("LAKTANZ", CARMEN DE PASSIONE DOMINI V. 50) |
Lactantius Flecte genu lignum- que crucis ve- nerabile adora |
[Laktanz]: Beuge dein Knie und bet' an des Kreuzes ehrbares Holze. |
linke Platte:
GVILIELMVS. V. COM: PALA: RHENI VTRI: BAVAR: DVX. FVNDATOR OB: AN: AB INCAR: VERBI MDCXXVI. MEN: FE: BRVARII DIE. VII. |
Guilielmus V. comes Palatinus Rheni utriusque Bavariae dux fundator obiit anno ab incarnatione verbi 1626 mensis Fe- bruarii die 7 |
Wilhelm V., Pfalzgraf bei Rhein, beider Bayern Herzog, Stifter (der Kirche) starb im Jahre seit der Fleischwerdung des Wortes 1626 am siebten Tag des Monats Februar . |
rechte Platte:
RENATA• LOTHAR: ET BARRI. DVCISSA. SEREN: GVILIEL: V. CONIVNX ET. FVNDATRIX. OB: AN: SAL: MDCII DIE. XXIII. MAII. |
Renata Lotharingae et Barri ducissa serenissima Guilielmi V. coniunx et fundatrix obiit anno salutis 1602 die 23 Maii |
Renata, Herzogin von Lothringen und Bar, Wilhelms V. erlauchte Gattin und Gründerin (der Kirche) starb im Jahr des Heils 1602 am 23. Mai. |
Gruftplatte (heute rechts neben d.Grabmal an d. Wand)
COMISSA MEA PAVESCO ET ANTE TE ERV BESCO DVM VENERIS IVDI CARE NOLI ME CONDE MNARE (BREVIARIUM ROMANUM, |
commissa mea / pavesco et ante te eru/besco dum /veneris iudi/care noli me conde/mnare |
Wegen meiner Schuld / erbebe ich und vor dir erröte ich, wenn / du kommst zu richten woll' mich nicht verni/chten.
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BÜRGERSAAL
Fassade
Widmungsinschrift
DIVAE MATRI VIRGINI
DEVOTI FILII DD CC MONAC ANNO MDCCX |
divae matri virgini
devoti filii domini (et) cives Monachenses anno 1710 |
Der göttlichen Mutter und Jungfrau
die ergebenen Söhne, die Herren (und) Bürger Münchens im Jahre 1710 |
Ausgewählte Literatur:
- Aretin, P. Richard v. / Altmann, L.: Bürgersaal - München, 1995.
- Keller, A. / Wagner, K. (Hgg.): St. Michael in München. Festschrift zum 400. Jahrestag der Grundsteinlegung und zum Abschluß des Wiederaufbaus, München-Zürich 1983.
- Biller, J. H. / Rasp, H.-P.: München Kunst & Kultur. Stadtführer und Handbuch, München 41997.
- Kloos, R.: Die Inschrift der Stadt und des Landkreises München, Die deutschen Inschriften 5 (hg. von den Akademien der Wissenschaften), Stuttgart 1958.
- Schade, H.: St. Michael - München, 181996.