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Protokoll Hecht

Protokoll über das Referat von Dietmar Weiss am 31.05. und 07.06.2006

„Lateinisches Unterrichtswerk“ von Professor Dr. Eduard Bornemann; Teil 1und 2

Herr Weiss erklärte zu Beginn seines Referats, dass zu den bereits vorhandenen Ausgaben – Teil 1 und 2 – noch zwei weitere folgen werden, nämlich Teil drei und vier. Außerdem sind noch begleitende Übungsbücher in Arbeit, die teilweise 2006, teilweise erst 2007 erscheinen werden. In Bayern ist dieses Unterrichtswerk allerdings nicht zugelassen. Der zuständige Verlag – Valentia – wirbt im Internet für dieses Projekt und empfiehlt es auch für Nachhilfe; dafür scheint es dem Referenten sehr geeignet. Allerdings kommen hier – nach Meinung des Referenten – Zweifel auf, ob dies die Eignung des Buches als Lernmittel für den L1 – Unterricht untermauern könne. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sowohl Schulkinder der fünften Klasse angesprochen werden als auch Studenten, die das Latinum erwerben wollen; man kann das Werk somit als „universal benutzbares Lehrbuch“ bezeichnen. Ob das aber nur Vorteile habe, sei fraglich. Meiner Meinung nach sollte ein Lateinbuch auf die jeweiligen Bedürfnisse, die kognitiven Voraussetzungen und die entwicklungspsychologischen Bedingungen des Lernenden abgestimmt sein. Ich glaube nicht, dass mit ein und demselben Unterrichtswerk Erwachsene und Kinder gleichermaßen motiviert werden können, da sich Meinungen, Ansichten und auch das Lernverhalten mit dem Alter ändern. Angesichts der äußerst sparsam verwendeten Illustrationen, schwarz-weiß Bilder und der teilweise schwierigen Begriffe, die nicht erklärt werden, kristallisiert sich hier bereits heraus, dass eine Verwendung des Buches bei Fünftklässlern eigentlich nicht in Frage kommt.

Es handelt sich um ein Elementarbuch, d. h. die Grammatik ist zunächst integriert; erst ab dem dritten Band benötigt man eine eigene Begleitgrammatik.

Der Aufbau des Unterrichtswerks erweist sich „…ein der Grammatik geschuldetes Durcheinander.“ (Zitat des Referenten): der Zusammenhang  zwischen den Lernabschnitten ist grammatikalisch, nicht inhaltlich ausgerichtet. Dadurch kommt es im Textmaterial zu Sprüngen, wodurch das gesamte Werk sehr ungeordnet wirkt.

Ein Vorkurs dient als Einführung in den lateinischen Satzbau; er bietet die Sukzession vom einfachen Satz über den durch Objekte ergänzten Satz bis hin zu einfachen Hauptsatz-Nebensatz-Gefügen. Der Wortschatz ist bei vorbildlicher Übersichtlichkeit nach den Lesestücken angeordnet und strukturiert; auch zur Wiederholung einzelner Vokabeln wird gezielt angeleitet.

Allerdings bietet etwa nur die Hälfte der Lektionen kohärente Texte. Diese „Häppchenmethode“ hat zur Folge, dass sich nur selten ein geeigneter Ausgangspunkt für Realienunterricht ergibt. Dazu müsste auf die wenigen Bilder zurückgegriffen werden oder ganz auf pädagogische Eigeninitiative gehandelt werden.

Nach Lektion 15 setzt dann der Hauptkurs mit sukzessiver Erweiterung des Grammatikpensums ein.

Die Übungen sind ausgelagert und bilden eine eigene Sektion – meiner Meinung nach nicht sehr vorteilhaft, weil die Übersichtlichkeit und die Geschlossenheit fehlt. Das Vertiefen der neuen Grammatik durch Übungen sollte sich – ähnlich wie im Text – den Lektionen anschließen, vgl. etwa Roma, Felix, Prima.

Bei den Übungen fällt zusätzlich auf, dass der Schwerpunkt auf der deutsch-lateinischen Übersetzung liegt. Der Blick des Schülers soll dabei auf sprachpsychologische Unterschiede zwischen Ausgangs- und Zielsprache gelenkt werden. Zur einschlägigen Unterstützung gibt es ein Verzeichnis für deutsch-lateinische Übersetzungshilfen. Hier kommt allerdings schon die Frage auf, ob es für Schüler und auch für Studenten, die „nur“ das Latinum erwerben wollen, nicht sinnvoller wäre, die zum Verständnis lateinsicher Texte hinführenden Übungen auszubauen und das „Herübersetzen“ vom Deutschen ins Lateinische mehr in den Hintergrund zu rücken, wie inzwischen allgemein üblich.

Der Wortschatz soll deduktiv erarbeitet werden und umfasst in Band 1 1200 Vokabeln und in Band 2 700 Vokabeln. Dagegen sind grammatikalische Phänomene induktiv einzuführen. Zu diesem Zweck haben die Verfasser die Lesestücke zweigeteilt: Teil A mit Einzelsätzen für den Grammatikkurs und Teil B mit einem zusammenhängenden Text zum Festigen.

Fazit des Referenten: Latein ist mit diesem kleinschrittigen Unterrichtswerk sehr leicht, konsequent und gut erlernbar. Es regt vertikales Lernen in der Formenlehre an und ist einfach gestaltet. Allerdings wird das Textverständnis nicht hinreichend ausgebildet und trainiert, was später bei der Lektüre zu Problemen führen könnte. (Stichworte: „Lektüreschock“, „Lektürefrust“). Bei aller Kritik schätzt Herr Weiss den „Bornemann“ als „ein Buch“ ein, „mit dem man wahrscheinlich leichter Latein lernen kann als mit Felix“.

Er schlägt vor, dass man beim Verfahren des „Lehrbuch-Crossover“ dem „Bornemann-redivivus“ füglich zusätzliche Übungssätze (etwa für Intensivierungsstunden und Schulaufgabentraining etc.) entnehmen könnte, da ja Übungen in reichem Maß vorhanden sind.