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Protokoll Gahleitner

Protokoll über die Sitzung am 26. Juli 2006

I. Inhalt der Seminarsitzung

Es werden die vier lateinischen Lehrbücher Iter Romanum, Arcus, Tolle lege und Prima A (Übergangslektüre) analysiert, wobei die ersten beiden Bücher in jeweils einzelnen Referaten besprochen werden, während die beiden letzten einander in einem Vortrag gegenübergestellt werden. Im Folgenden sollen einige wichtige Aspekte, die im Seminar Anlass zur Diskussion waren, behandelt werden. Das Protokoll versteht sich dabei als Ergänzung zu den drei Thesenpapieren.

II. Iter Romanum

Bereits der Titel des Buches formuliert das Konzept, das hinter dem Lehrwerk steht: Es beschreibt den Weg zweier Kinder nach Rom, der zeitgemäß am Flughafen beginnt, kulturvergleichend jedoch auch alte römische Pferdewagen als Transportmittel vorstellt. Diese Reise wird auch zu einer Reise durch die Zeit, so werden Themen von der Antike bis in die Neuzeit (Übersetzung einer Weizsäckerrede) behandelt. Um dem Schüler einen besseren Überblick über eine derart große Zeitspanne zu vermitteln, wäre eine graphische Illustration in Form einer Zeittafel wünschenswert. Im Hinblick auf die didaktische Systematik erscheint außerdem fragwürdig, warum die Identifikationsfiguren in den ersten neun Lektionen sehr präsent sind und den Schüler engagiert „an die Hand nehmen“, während sie in den folgenden Kapiteln recht plötzlich in den Hintergrund treten.

Daneben erscheint das pro Lektion zur Verfügung stehende Zeitpensum recht knapp bemessen: Insgesamt bleiben eineinhalb Wochen, das heißt im Durchschnitt 4,5 Schulstunden, um pro Lektion 35 neue Vokabeln, ein beträchtliches Grammatikpensum (siehe Handout) sowie einen umfangreichen Geschichtsteil zu bewältigen. Der Lektionstext erscheint demgegenüber sehr kurz und bietet zu wenig Übungsmöglichkeiten für die grammatikalischen Phänomene, außerdem ist der Stil der in Kunstlatein verfassten Texte stellenweise mangelhaft und entspricht nicht klassischem Latein (z. B. Ut Ulixes ita Aeneas diu per mare agitatus est). Zu wenig elaboriert erscheint außerdem der Grammatikteil, es fehlen hier die deutschen Erklärungen für Fachbegriffe wie „konsekutiv“ und „final“. Dem Schüler wird dadurch die Fachterminologie nicht schlüssig vermittelt, was das Verstehen der neuen Grammatikinhalte erschwert.

Neue Wege beschreitet das Lehrbuch bei der Vokabelvermittlung: Hier gibt es in jeder Lektion eine induktive Einführung der neu zu lernenden Wörter (kursiv gedruckt) in Form von eigenen Sätzen, gleichzeitig wird dadurch die Flexion der verschiedenen Wortformen geübt. Diese Praxis ist Teil einer didaktischen Gesamtkonzeption, in der Latein – zumindest anfänglich – wie eine moderne Fremdsprache (insbes. Italienisch) vermittelt werden soll. Das Buch bietet dazu viele positive Ansätze, z. B. die gut gelungenen gegenwartsorientierten Informationstexte; Mängel bleiben jedoch im Grammatik- und Übungsteil zu monieren.

III. Actio

Auch das Unterrichtswerk Actio versteht sich als ein neuer didaktischer Ansatz für den modernen Lateinunterricht; auffallend anders ist hier jedoch die geschichtlich-wissenschaftliche Konzeption des Buches, was unter anderem wohl auf die Mitarbeit eines Althistorikers (NAME VIELLEICHT ZU ERGÄNZEN) zurückzuführen ist. So sind die klassischerweise als Appendix am Ende stehenden Sachtexte (anknüpfend an das ROMA-Modell, jedoch erweitert) sehr umfangreich und bilden einen Schwerpunkt bei der Lektionsarbeit.

Neuer Grammatikstoff wird nicht induktiv zu Beginn der Lektion (beispielsweise durch E-Stücke) eingeführt, der Grammatikteil ist jedoch unmittelbar und vollständig in die Lektion integriert, was einerseits die Kompaktheit der Darstellung erhöht, andererseits ein Grammatiklernen im Zusammenhang (wie beispielsweise in einer Begleitgrammatik) erschwert. Um das Wiederauffinden der einzelnen Grammatikteile zu erleichtern, findet sich am Buchende eine alphabetische Übersicht über die verschiedenen grammatikalischen Phänomene.

Ungewöhnlich, jedoch sehr gelungen erscheint die schrittweise Einführung des AcI in Form einer summarischen Addition, vergleichbar einer Rechenaufgabe:

  1.                           Gladiator cadit.
  2. Ulipius                              videt.
  3. Ulipius gladiatorem cadere videt.

Didaktisch schlüssig ist außerdem die Präsentation der Signalwörter, die einen AcI auslösen: Anhand eines Personenkopfes werden die „Verben der sinnlichen Wahrnehmung“ als „Kopfverben“ präsentiert, wobei den verschiedenen Kopfteilen verschiedene Wörter zugewiesen sind (z. B. „audire“ den Ohren, „dicere“ dem Mund). Diese visuelle, mnemotechnisch schlüssige Aufbereitung erleichtert das Erlernen für den Schüler enorm.

Im Vokabelteil erscheint demgegenüber kritikwürdig, dass zum Teil zu wenige deutsche Übersetzungen für ein lateinisches Wort geboten werden, was den späteren Umgang mit Originallektüre erschwert.

Insgesamt wird das Gesamtkonzept von Actio in vielen Punkten (siehe Handout) sehr positiv bewertet, im Gegensatz zu Iter Romanum fällt die bessere Ausarbeitung und die fundiertere wissenschaftliche Arbeitsweise auf.

IV. Tolle lege vs. Prima A Übergangslektüre

Beide Werke verstehen sich nicht als lateinisches Lehrbuch, sondern als Lesebuch, das den Übergang von der Spracherwerbs- zur Lektürephase erleichtern soll. Augrund der detailgenauen, kontrastiven Gegenüberstellung (siehe Handout) beider Bücher kommt der Referent zu dem Schluss, dass Prima sich für diesen Zweck besser eignet als das sehr unsystematisch, gewollt modern (bis anbiedernd „jugendnah“) und fehlerhaft erscheinende Tolle lege.