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Rezension "Phoenix 2"

Jan König, Besprechung von: Maier, F.: Phoenix 2. Lektüre für die Jahrgangsstufe 10, Reihe: Antike und Gegenwart (Hrsg.: Maier, F.), Bamberg (C.C.Buchner) 2013, 184 S.

Mit Phoenix 2 legt Friedrich Maier ein weiteres Lektüreheft mit ausgewählten Texten für die 10. Klasse des G8 vor. Laut Vorwort möchte er Textmaterial anbieten, das die „wirkungsgeschichtliche Macht der lateinischen Literatur in deutlich fassbarer Weise manifestiert“ (6) – im Verbund mit quasi ‚Beweismaterial‘ in Text und Bild.

Unter den Oberbegriffen „Wort“, „Mythos“ und „Philosophie“ vereinigt das Heft acht Kapitel: Cicero – Das Vorbild des Redners (7-43), Cicero, Seneca und Plinius – Roms Briefeschreiber (44-64), Ovid – Wegbereiter des antiken Mythos (65-92), sowie fünf Kapitel zu den Vorsokratikern (93-107), zu Sokrates (108-116), zu philosophischen Schulen nach Sokrates (117-131), zu philosophischen Grundfragen (132-139) und abschließend „Liebe Philosophie, kannst du mir helfen?“.

Laut Maier stehen dabei alle Texte für die Aktualität antiker Literatur, v.a. im Bezug auf unser heutiges Europa. Auch der Lehrplan ist wichtiges Auswahlkriterium. Ansonsten handelt es sich allerdings um ein bloßes Konglomerat von Texten, ein Angebot zur Auswahl – nicht um ein Lektüreheft mit einheitlicher Grundidee oder rotem Faden.

Das Layout der Reihe Antike und Gegenwart besticht durch klare Strukturierung in Form von Siglen und unterschiedlichen Schriftarten und -größen. Regelmäßig unterstützen auch farbige Abbildungen1 (durchschnittlich etwa eine pro Doppelseite) die visuelle Orientierung und schaffen weitere motivatorische Anreize. Dies zeichnet die Reihe aus, allerdings ist oft und auch bei dem vorliegenden Heft die Textdichte pro Seite relativ hoch.

Die einzelnen Kapitel werden auf Deutsch eingeleitet, indem ein Fließtext grundlegende Fakten darbietet. Dann folgt der jeweilige lateinische Text, der in kleinere Abschnitte durch Verständnisfragen und vertiefende Arbeitsaufträge unterteilt wird. Dieses Vorgehen erscheint sinnvoll, da es sowohl visuell wie auch tatsächlich den Umfang des aktuellen Übersetzungstextes verringert und dafür sorgt, dass Abschnitte erst verstanden werden, bevor weiterübersetzt wird. Die Lehrkraft wird hier entscheidend entlastet – sollte aber aus der teils großen Anzahl jeweils sinnvolle Aufgaben auswählen. Die gestellten Aufgaben orientieren sich an dem üblichen Muster, zunächst textintern (z.B. lexikalisch) zu hinterfragen und dann weiter über Leserlenkung das Verhältnis des Textes zur Entstehungszeit und schließlich im Bezug auf anthropologische Konstanten (quid ad nos) zu beleuchten.

Die lateinischen Texte sind mit Wortschatzangaben (+ Übersetzungshilfen) ausgestattet. Diese fallen allerdings an einigen Stellen recht üppig aus – in Verbindung mit der Position als sublinearer Kommentar erschwert das wohl für SchülerInnen die Lektüre der Texte. Erleichternd wirken dagegen die Bildimpulse, die oft nicht nur visuell unterstützen, sondern auch den Bogen zur Rezeption in neueren Zeiten schlagen. Sogar Comics u.a. werden hier eingesetzt, dennoch überwiegt die Rezeption in Gemälden und Statuen.

Das Lektüreheft endet mit einem Anhang, der auf 39 Seiten Grundwissen und Wortschatz bereithält. Der Grundwissensteil erklärt und nennt Beispiele für Stilmittel, Prosodie / Metrik, und Literaturformen. Dies ist sicher für kurzes Nachschlagen nützlich; weniger klar ersichtlich ist der Zweck des darauf folgenden „Summarium der Projekt-Themen“, in welchem extrem knapp die Kapitel des Buches zusammengefasst werden. Sinnvoll erscheint dagegen die Auflistung (mit kurzem Informationstext) zu den im Heft vorkommenden lateinischen Autoren, sowie – eher für die Lehrkräfte – die Liste mit weiterführender Literatur und auch das Personen- und Sachverzeichnis mit knappen Erläuterungen. Darauf folgt der Wortschatzteil, der nach Kapiteln geordnet jeweils Wiederholungs- und Erweiterungswortschatz pärsentiert. Etwas seltsam platziert ist nun noch ein Kompetenzteil zu Übersetzung / Texterschließung – diesen würde man eher vor dem Wortschatz erwarten. Er überzeugt auch selbst nicht vollkommen, da auf wenig über zwei Seiten relativ beliebig und sehr knapp formuliert Anregungen zur Periodenanalyse, Texterschließung, Interpretation und kreativen Auseinandersetzung gegeben werden. Ähnliches gilt für die Farbtafel auf der letzten Doppelseite des Buches.

Kann nun das Heft sein Versprechen einlösen bezüglich der Auswahl der Texte: „Ihre Aktualität offenbart sich auf Schritt und Tritt“? Man mag hier gerne zustimmen, allerdings liegt das an den Texten selbst und an der Vorauswahl des Lehrplans. Positiv sind dagegen die Bemühungen durch Arbeitsaufträge und Abbildungen die Brücke zur Gegenwart zu schlagen. Dem Heft fehlt jedoch eindeutig ein roter Faden: Es bietet für den Lateinunterricht der Jahrgangsstufe 10 von allem ein bisschen. Ob darin die benutzende Lehrkraft einen Vor- oder Nachteil sieht, mag jeder selbst entscheiden.

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1 Auf Seite 59 hat sich hier ein Fehler eingeschlichen; bei dem dort als „Kuchen aus Pompeji“ bezeichneten Fundstück handelt es sich vielmehr um einen karbonisierten Brotlaib aus Herculaneum (vgl.: Wallace-Hadrill, Andrew: Herculaneum, Darmstadt/Mainz 2012, S. 244)