Forum Didacticum
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Marstall

Gertraud Stich

 

Inschrift:

 

REGIUS HIC EQUITI MUNITUR CIRCUS EQUOQUE

UT RECTE ILLE JUBERE HIC JUSSA CAPESSERE DISCAT

MDCCCXXII

Eine königliche Arena wird hier für Pferd und Reiter angelegt,

damit jener recht zu befehlen und dieses recht zu gehorchen lerne

1822

 

Geschichte des Marstalls seit dem 19. Jahrhundert

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Marstall und Hofreitschule getrennt: der Marstall befand sich am Hofgraben, die Reitschule vor dem Sendlinger Tor. Maximilian I. Joseph, der 1806 den Königstitel angenommen hatte, äußerte wohl schon um 1806/07 den Wunsch nach einem zusammenhängenden Komplex, der den höheren repräsentativen Ansprüchen einer königlichen Residenzstadt angemessen wäre. Nach einer Reihe von komplizierten Grundstückstauschen und der Verlegung des Münzamts vom späteren Marstallplatz in das bisherige Marstallgebäude am Hofgraben legte Friedrich von Gärtner verschiedene Entwürfe vor; der Auftrag über die Planung und deren Ausführung (1817-1822) erging jedoch an Leo von Klenze.

Die Blütezeit des Marstalls als höfische Einrichtung war jedoch zu Beginn des 19. Jahrhunders schon zu Ende; es blieben noch allgemeine Aufgaben wie der Transport - große Feste mit prächtigen Aufzügen wie zur Zeit des Barock wurden nicht mehr veranstaltet.

Erst König Ludwig II. tätigte in dem Wunsch, Glanz und Prunk des Absolutismus lebendig werden zu lassen, größere Anschaffungen wie den Goldenen Prunkwagen (sog. "Hochzeitswagen" 1871) und zahlreiche Schlitten. Unter Prinzregent Luitpold spielte der Marstall wiederum eine unbedeutende Rolle, und mit dem Ende des Königreichs 1918 wurde auch diese Einrichtung aufgelöst. Die Gebäude wurden 1922 dem Nationaltheater zur Nutzung als Requisitenräume und Wohnungen übergeben - mit Ausnahme der Reithalle, wo die Kutschen ausgestellt waren.

Der gesamte Komplex wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; erst 1954 wurden die Ruinen beseitigt. Beim Wiederaufbau wurde allerdings nur die Fassade, nicht die Innenarchitektur rekonstruiert; die Ausstellung der Kutschen war bereits 1941 in das Schloss Nymphenburg verlegt worden. Die Hofreitschule dient seit ihrer Wiederherstellung als Theaterwerkstatt, als Lager für Requisiten und beherbergt einen Proberaum sowie das "Theater am Marstall".